Anobisität vom Mai, 2014

Auferstehung – der halbe Weg oder gar eine Sackgasse?

01.05.2014

Neben der zuerst vorgestellten kritischen Besprechung der zentralen theologischen Aussage Kreuzigung Jesu soll nun eine entsprechende Interpretation der neutestamentlichen Auferstehungstexte folgen.

Die Anobisität der Auferstehungstexte des Neuen Testaments bietet ein breites thematisches Feld vom

(1) sogenannten leeren Grab mit Engelbotschaft bis zur

(2) Erfüllung des Wunsches Thomas durch den Auferstandenen (Identifikation des Auferstandenen mit dem Gekreuzigten).

Dazwischen liegen

(3) Erscheinung des auferstandenen Jesus – der auch Nahrung zu sich nimmt, um sein Lebendigsein unter der Abwehr der Möglichkeit eines Nur – Geist – Seins zu dokumentieren, oder das Erkennen der Stimme durch Maria aus Magdala, dass er statt des Gärtners der auferstandene Jesus ist, und

(4) Bezeugungen des Auferstandenen durch einzelne bzw. Massen von Sehern. Einige Texte sprechen vom Berichten des Erlebens der Erscheinung, andere wiederum reden von einem direkten Auftrag der Auferstehungsverkündigung.

Als Frage bleibt zunächst übrig, warum einmal zunächst die Mitteilung der Auferstehung unter den Jüngern vielfach außerhalb des Erfolgs blieb, zum anderen warum der Auferstehungsglaube auf Gläubige beschränkt wurde.
Offenbar bildete der Auferstehungsglaube die Form eines Bekenntnisses der Gläubigen.

(1) Die Texte vom leeren Grab sind die konsequenteren Auferstehungstexte; sie sind von jeglicher Bezugnahme des Auferstandenen selber zur dato – Welt frei. Die Grabbesucherinnen sind zunächst verstört, weil ihr erhoffter Orientierungspunkt (der Verstorbene), der zur dato – Welt gehört, fehlt. Die dato – Welt bildet jetzt den Raum für die Verkündigung. Der gesuchte Verstorbenen wird nun in der dato – Welt zum Verkündigungsobjekt seiner Auferstehung. Inhaltlich bringen diese Texte nur eine prinzipielle, pauschale Aussage des bzw. der Engel über den Auferstandenen.

(2) Wenn Auferstehung theologisch als eine neue Existenzqualität vorgestellt werden soll, dann verbleibt ein erheblicher Rest in der dato – Welt: die Spuren des gewaltsamen Tötungsaktes Jesu. Die Spuren der dato – Welt dienen eher der Identifikation des Auferstandenen mit dem Gekreuzigten.

(3) Weitere Texte verdeutlichen variabel die Verwurzelung des Auferstandenen in der dato – Welt, um ebenfalls eine gewisse Identifikation auferstandener Christus – gekreuzigter Jesus herzustellen: das Brotbrechen, die Nahrungsaufnahmen, die Stimme, die Maria erkannte. Zusätzlich wird eine Abwehr der Möglichkeit falscher Identifikationen (Geist; Gärtner) betrieben.

(4) Der Auferstandene als Erstling der Entschlafenen (Paulus) bleibt als solcher für sich. Dem Gestaltenen Gestalter werden drei Rollen zugewiesen: Seher, Verkündiger (einfache Rolle in den Texten vom leeren Grab; sonst mit direktem Auftrag) und indirekt als Zweitling (Auferstehung der Toten.) Die Anobisität Gestaltener Gestalter – Auferstehung beschränkt sich bis heute auf einen bekennenden Glauben gemäß dem Auferstandenen.
Auferstehung bildet für den Gestaltenen Gestalter eine Option, die außerhalb der Möglichkeit wie jedermanns natürlicher Geburt liegt.

Interpretation mit der Kairos-Skala:

(1) 5; (2) 3, 5; (3) 3,75; (4) 5
Zusammenfassung: 17,25 : 4 = 4, 3152 = 4,32
Insgesamt bilden diese Texte auf der Kairos-Skala eine Situation ab, die eine Veränderung des Status quo des Gestaltenen Gestalters anzeigt. Der Indikativ einer neuen Existenzmöglichkeit wird fragmentarisch gesehen.

Interpretation mit dem Instrument Intentionalitätseinheit:
Die besprochenen Texte sind hinsichtlich der neuen Existenzqualität in sich selbst zu stark disparat.

Interpretation mit dem Instrument Immanenten Dialektik:
Die Texte sind auf der Stufe b. mit einer Tendenz zu c. einzuordnen.

Auch die drei Zukunftsbegriffe des Neuen Testaments (siehe Text ZU DEM BEGRIFF ZUKUNFT) würden eher das Auferstehungsthema verwirrend komplizieren.
Die Zukünftigkeit der Zukunft (siehe den entsprechenden Text dazu) bleibt auch mit den Texten der Auferstehung frei.
Paulus deutet diesen Zustand ja auch an.

Konsequenz des Feuerbachschen Projetionsvorschlages auf die Auferstehungstexte übertragen:
In der Projektion des Gestaltenen Gestalters (gen. subj. und gen. obj.) verbleibt er selbst auf dem evolutionären Stand eines homo sapiens sapiens mit einer detailfreien Perspektive.

Eine Anobisität Gestaltener Gestalter – Auferstehung baut wie beschrieben eine entsprechende Existenzqualität auf.
Diese mangelt am detaillierten Realitätsvollzug. Diese Projektion jedoch ist realistisch, um eine deutliche – wenn auch indirekte – Grenze zwischen der dato – und der post – Welt zu ziehen. Damit wird gleichzeitig eine individuelle bzw. ideologie- wie religionsverführerische paradiesische Schwärmerei verhindert.

Also: Wir bleiben, was wir sind.

Wirklich?

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