Anobische Fragen – Teil 2

Teil 2

Mit dieser Fragesequenz wird das theologische Lehrstück Creatio ex nihilo auf den Plan gerufen. Dieses theologische Thema ist zwar bibelfrei, jedoch theologie- und dogmenzeitgeschichtlich gebunden. Auf der Basis der Göttlichkeit Gottes in Jahwe bleibt die Creatio ex nihilo zunächst in ihrer Gültigkeit bestehen.

Aber:
Die Anobisität als eine säkulare Denk- und Handlungsgrundlage verbleibt konsequent in der Immanenz. Und die Immanenz hat philosophie- und theologiegeschichtlich auch die Transzendenz produziert. Damit sind die Göttlichkeit Gottes in Jahwe und gleichfalls die Creatio ex nihilo immanente Projektionen. Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, mit diesem traditionellen Lehrstück umzugehen.
1. Dieses Lehrstück wird aufgegeben; was schon vorgeschlagen wurde. Denn anfänglich fehlt bei den semitischen Stämmen dieses Thema, die sich erst während der Landnahme mit Gott als dem Schöpfer befasst haben bzw. befassen mussten. Gott avancierte also erst relativ spät als Quereinsteiger zum Schöpfergott.
Weiter: Erst in der nachpaulinischen Zeit provozierte die Berührung christlicher Theologen mit der griechischen Philosophie die Creatio-ex-nihilo-Theologie. Ihr „Sitz im Leben“ ist also eindeutig nachneutestamentlich. Und das Judentum (Maimonides) fand erst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu diesem Thema.
Angesichts der modernen und weitgehend anerkannten Forschungsergebnisse der Evolution und Kosmologie ist die Aufgabe dieser Thematik nachvollziehbar.
2. Theologen interpretieren Gott auch als freie Schöpfungskraft. Gott müsste dann in Bezug auf die moderne Kosmologie bzw. Astrophysik auch vor der Energiemasse, die zum Urknall führte, seine Schöpferpotenz gehabt haben. Diese Energiemasse hätte er dann ex nihilo geschaffen. Auch die phasenweise Entwicklung von der angenommenen Energiemasse über den Urknall bis zum Universum schliesst das eigentliche Ziel der beiden alttestamentlichen Schöpfungsberichte, nämlich die Erschaffung des Menschen, aus. Hier differieren aktuelle kosmologische Forschung und Ergebnisse mit der Zielsetzung der Schöpfungsberichte deutlich.
Die eventuelle Zeit vor der Energiemasse wäre noch besetzbar. Aber welcher seriöse Theologe würde heute noch eine derartige Lückenkonstruktion wagen?
In einigen theologischen Entwürfen ist eine „theologische Flucht nach vorn“ zu finden, indem die Creatio ex nihilo mit der Erlösung bzw. mit der neuen Schöpfung in Jesus Christus untermauert wird.

Es gibt nur die Möglichkeit, Gott schafft aus dem absoluten Nihilum das Universum bzw. die Universen, wenn diese existieren sollten, als ein Bekenntnis der Gläubigen in Form und Inhalt. Wie weit bestimmt ihr Bekenntnis auch ihren Handlungscodex im Alltag?

This entry was posted on Freitag, Januar 1st, 2016 at 10:00 and is filed under Allgemeines. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can skip to the end and leave a response. Pinging is currently not allowed.

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