Sein


  1. Auf der Basis der Vortexte können wir jetzt die zurückgestellte Frage, ob der Anobisität das Sein zugesprochen werden kann, zum Abschluss bringen. Wir gingen davon aus, dass eine absolute Singularität nachweislich fehlt. Egal, in welcher Objektart sich die gesuchte Singularität befinden könnte, ist sie nach der Überlegung, dass jedem Objekt ein Chronos und ein Kairos eignet, die beide permanent in ihm zusammenarbeiten, anobisch. Sowohl in der ursprünglichen Projektion als auch jetzt waren Ausrichtung und Ansaugfähigkeit vorhanden. Sie war also stets in der Zuhandenheit. In diesen beiden anobischen Relationen kann also die absolute Singularität als solche verworfen werden. Damit ist die letzte offene Stelle des anobischen Kreises geschlossen: Eine ontologische Differenz bleibt also ausgeschlossen. Die Anobisität ist das Sein. Jetzt können wir von einer in sich geschlossenen Anobisitätsontologie sprechen.
  2. In den Vortexten konnte sicher gestellt werden, dass alle Intenta und Intentiones unter- und miteinander in einem anobischen Netzwerk verbunden werden können. In dem Text INHALT UND METHODE (Text I/49) wurde die Identität von Inhalt und Methode als eine Wesenseinheit vorgestellt. In dem divergenten pluralen Universum inklusive des zivilisatorisch – sozialen Aufbaus der menschlichen Gesellschaft wie der psychischen Ausprägungen der Gestaltenen Gestalter (Text I/02) lässt sich seine methodische Struktur lesen. Der Gestaltene Gestalter verleiht ihr nur die verbale Fassung. Mit der Anobisität als Methode, mit der Kairos – Skala, der Intentionalitätseinheit und der Immanenten Dialektik kann das divergente plurale Universum gefasst, abgebildet, und näher bestimmt werden. Einerseits kann die Anobisität als Methode sich selbst detailliert fassbar machen, andererseits kann sie sich als Inhalt selbstbestimmend darstellen; was sie seither permanent tut. Mit dem Eintritt des Gestaltenen Gestalters in die Geschichte dieser Wesenseinheit (Text I/49) schreibt dieser eigenständig an dieser Geschichte mit. Sowohl mit seiner möglichen Skepsis als mit seiner eventuellen Ablehnung bzw. Negierung der Anobisität vollzieht er selber einen anobischen Vorgang.
  3. Diese Wesenseinheit kann konsequenterweise nur das Sein selber vollziehen. Das Sein ist in seinen Seinsgestaltungen (statt Seiende) ständig anobisch (Schon wieder ein tautologischer Ausdruck!) am Werk. In dieser Wesenseinheit erzeugt das Sein die Methode und die Methode stellt das Sein dar. Oder: Die Anobisität als inhaltsfreie Methode läuft leer, als methodenfreier Inhalt ist sie frei von ausübender Macht. Sie ist in sich selber eine geschlossene Macht.
  4. Diese Wesenseinheit fehlt jedoch in den philosophischen und theologischen Angeboten vielfach. Ein kurzer Blick auf die verschiedenen und austauschbaren Methoden und Inhalten, die in Philosophie und Theologie benützt werden, sollen auf den Fehler aufmerksam machen:
    a. gleichbleibende singuläre Wegsicherheiten mit jeweils austauschbaren und entgegengesetzten Inhalten bei Cusanus, Hegel und Marx;
    b. synthesenfreies Denken und Annäherung an den Gottesbegriff bei Kierkegaard und in der Psychotherapie Erreichen des Heilungszieles;
    c. zusätzlich zur Marxschen Dialektik dual und flexibel mit Strategie und Taktik bei Lenin. (Lenins formale Übernahme von Carl von Clausewitz);
    d. Strategie und Taktik mit stark auseinander fallenden Inhalten bei C.v.Clausewitz, in der empirischen Sozialforschung und Ökonomie;
    e. Hinweis auf themen- und fächerspezifisch aufgeteilte Methoden bei Paul Tillich, der sich für eine der Theologie entsprechende Korrelationsmethode entschieden hat. Eine entsprechende Einordnung Heraklits habe ich ausgespart.
  5. In diesen und mir sonst bekannten Methodenangeboten fehlt ein in der Methode immanentes Korrektiv, das zur Sicherung der Anobisität und damit zum Bestand und zielsicheren Förderung bzw. Weiterentwicklung des Universums beiträgt. (Anmerkung: In dem flexiblen Angebot von Strategie Taktik kann die Generallinie so weit verlassen werden, dass eine Rückführung zu ihr ausgeschlossen bleiben kann (s. der Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums). Die Anobisität zeigt die Doppeldeutigkeit des cum / mit (Text I/01), die Kairos-Skala differenziert den gegenwärtigen Standort des anobischen Vorgangs mit offenem Ausgang, die Intentionalitätseinheit zeigt den Spannungsbogen an, die Immanente Dialektik zeigt auf ein über das Bekannte hinaus Neues an. Kairos-Skala und die Immanente Dialektik warnen vor der völligen Destruktion des Gegebenen und damit der anobischen Selbsteliminierung – auch des Einzelfalls. In den Vortexten ist eine konstruktive Stossrichtung nachgewiesen worden (Text I/10). – In der Anobisität liegt ein Selbstkorrektiv verborgen. Die Wesenseinheit von Inhalt und Methode kann sich innerhalb des anobischen Netzwerkes korrigieren und damit sich selber zur Konstruktion fördern. Das Sein – also die Anobisität und damit ist der Gestaltene Gestalter involviert – -hilft sich selbst.
This entry was posted on Samstag, Oktober 1st, 2016 at 11:21 and is filed under Allgemeines. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can skip to the end and leave a response. Pinging is currently not allowed.

Hinterlasse einen Kommentar