Anobisität vom November, 2017

Identität von Anobisität und Gottesbild?

02.11.2017

Wieweit kommt der grundlegende Begriff Anobisität einem theistischen Gottesbild näher bzw. wie unterschiedlich sind beide? Während des Schreibens der vorangehenden 61 Texte hatte ich oft das Gefühl, einen säkularen Gottesbegriff aufzubauen. Wie sieht nun diese gefühlte Nähe tatsächlich aus?

Der Begriff Anobisität ist zunächst eine Abstraktion, resultierend aus der meditativen Arbeit des Urbewusstseins; d.h. seine tiefste Schicht bringt die Ambivalenzen hervor, die rational verschieden gefasst werden können. Religionen entwerfen ihre Gottesbilder, während die säkulare Arbeit den Begriff Anobisität in Anlehnung an den theologischen Begriff Aseität kreiert hat. Denn die meditative Arbeit verbunden mit der rationalen sah zunächst in vielen Aspekten zwischen dem abstrahierten Terminus Anobisität und einem theistischen Gottesbild eine gewisse Identität.

Anobisität inclusive der doppelten Bedeutung „cum gleich mit“ entsprach ebenfalls einem theistischen Gottesbegriff, der in dem theologischen Terminus Aseität gipfelt.

Diese Nähe beider Denkmuster musste nach den beiden Textsequenzen I und II genauer betrachtet werden: Anobisität als Sachbegriff trifft auf einen personalisierten Gottesbegriff theistischer Art. Hier liegt bei aller Deckungsgleichheit und Überlappung auch der gravierende Unterschied.

In den drei folgenden Abschnitten versuche ich, ein theistisches Gottesbild zu skizzieren. Die einzelnen Zuschreibungen stellen eine Auswahl dar.

Zunächst in anthropomorphen Kategorien, die im Vergleich zu dem Gestaltenen Gestalter hypostasiert werden: Mensch kennt viele Lebensweisheiten – Gott besitzt die absolute Weisheit, mächtig – allmächtig, wissend – allwissend, Kenntnis des Lebensweges – verborgene Lebensführung, irdischer Vater – himmlischer Vater, Beter – Gebetserhörer, Mensch ist fragil – Vollkommenheit, der Mensch ist stets irgendwo anwesend – Gott ist allgegenwätig; absolutes Gutsein, Versöhnungsbereitschaft und Barmherzigkeit bei Reue, ewige Liebe zu allen Menschen trotz aller ihrer Unterschiede. Der theistische Gott wird als Person gedacht. In der christlichen Dogmatik wird von der Inkarnation, der Menschwerdung Gottes, gesprochen.

Hoheitstitel können theistischen Göttern zugeschrieben werden: der Höchste, der Ewige, der Weltenschöpfer; bedeutungsvolle Aspekte: die absolute Sinnmitte, die letztgültige Bezugsgrösse. Gott befindet sich ausserhalb der Beweisbarkeit, in der Transzendenz. Deshalb gilt: Der Gestaltene Gestalter könnte mit einem empirischen Nachweis diesen Gott manipulieren. Damit wäre die Göttlichkeit Gottes, seine absolute Freiheit, aufgehoben.

Die abstrakten Termini Bezugsgröße und Sinnmitte sprechen direkt von einer personalen Beziehung des Gestaltenen Gestalter zu seinem theistischen Gott, sodass zwischen dem Willen Gottes und dem Handeln und Denken des Gläubigen eine Identität besteht, um die Welt nach Gottes Plan zu steuern.

Dagegen unterscheidet sich der bisherige Entwurf der Anobisität. Die Anobisität ist zunächst ein abstrakter und ein Sachbegriff, der als Inhalt und Methode anthropologische wie anthropomorphe und ganz besonders theistische o.g. Zuschreibungen ausschließt. Sein Bereich zeigt einen Ablauf zwischen zwei oder auch mehreren Elementen an, die durch ihre gegenseitige latente Ausrichtung und Ansaugfähigkeit einen Zusammenhang manifestiert haben, der im Kleinen wie im Großen alles inner- und außerhalb des Sichtbaren, das war, ist und sein wird, anobisch zuhanden ist. Dieser Zusammenhang bildet das intakte Universum. Die Zugehörigkeit zur Anobisität ist seine funktionsfähige Basis. Die Anobisität läuft also allumfassend, lokal wie temporal permanent ab. Der Entwurf der Anobistät geht also grundsätzlich über ein theistisches Gottesbild mit seinem Absolutheitsanspruch hinaus.

Ein anobischer Ablauf kann auch seine personale Komponente haben. In ihm gibt es auch sowohl ein innerpersonales als auch ein zwischenmenschliches Procedere. Jedoch sind anthropologische wie anthropomorphe Bezeichnungen für die Anobisität fehlplatziert und würden diesen als Sachbegriff einschränken bzw. aufheben. Ein anobisches Produkt zwischen zwei technischen Elementen wäre ein absurder Aspekt innerhalb eines theistischen Götterentwurfs.

Die Anobisität als göttliche Person gedacht, würde als blasphemisch abgelehnt werden. Auch eine Inkarnation, eine Menschwerdung der Anobisität, würde das universale Schöpfungsprodukt eines theistischen Gottes zerstören bzw. technische und wissenschaftliche Ergebnisse sowie kulturelle und zivilisatorische Entwicklungen würden vergöttlicht werden.

Jeder Vorgang kann anobisch gefasst werden. Die Anobisität ist allumfassend und allgegenwärtig und nur immanent. Alles und alle sind in die Anobisität involviert; ein Aussteigen utopisch. (Jedoch Anhänger eines theistischen Gottes können von ihm abfallen.) Die Anobisität ist die Basis des Universums. Mit diesem Zusammenhang ist das Universum erst existenz- und funktionsfähig.

Ein Vergleich der Anobisität mit der Aseität bleibt ausgeschlossen. Der Terminus Aseität im ersten Text der Sequenz I war ein Anreiz, um den Basisbegriff der Texte zu formulieren. Die Anobisität kann eher mit der Allgegenwärtigkeit verglichen werden. Die Anobisität ist als Dynamik für das Zustandekommen eines Produktes zweier oder mehrere Elemente gedacht. Die Anobisität ist allgegenwärtiger als ein theistischer Gott zu sein vermag, der eine Apostasie seiner Anhänger befürchten muss.

Die Anobisität erfasst nur das dynamische Produzieren; der Anfang ist gesetzt. Die Sichtbarkeit des Lebensgeheimnisses des Zusammenhangs fehlt noch.