Dostojewski DIE BRÜDER KARAMASOW

01.10.2021

Insel Taschenbuch 974 * Übersetzer Karl Nötzel
Erste Auflage 1986 * Copiright 1921
Eine sozialpsychologische Analyse auf der Basis der Anobisität

(Die fettgedruckten Zahlen in Klammern geben die Kairosstufen an.)

Die Gruppe der Väter

Fjodor Pawlowitsch (FP)
als leiblicher Vater des Brüderquartetts; ignoriert jedoch diese Vaterschaft bei SF; seine Leitkultur sind die Finanzen, die er ausschließlich egoistisch und intensiv einsetzt; als sozialer Vater für DF werden Geld und Beziehung mit einer Frau zu einem manifesten Dauerkonflikt. Eine verbale Auseinandersetzung und entsprechende Konfliktlösung auf Augenhöhe zwischen diesen beiden erwachsenen Männern bleiben aus. (1,5)
Die soziale Vaterschaft zu SF bezüglich der Berufsausbildung, ärztlicher Betreuung und Festanstellung im Haus nimmt FP aber wahr. Der Widerspruch zwischen leiblicher und sozialer Vaterschaft birgt einen latenten Konflikt. (4)

Iwan Fjodorowitsch (IF)
erklärt die westeuropäische Philosophie zu seiner Leitkultur, mit dieser avanciert er bei SF wissensfrei zur ideologischen Vaterfigur. (3)

Westeuropäische Philosophie (WP)
gibt als anonyme Autorität mit „Alles ist erlaubt“ einen Grundsatz an, der die Freiheit von Konventionen verspricht. (3)

Starez Sossima (SS)
gilt als der soziale Vater für AF; Leitmotiv ist die christliche Liebesreligion. (5)

Alexej Fjodorowitsch (AF)
versöhnt als soziale Autorität eine verfeindete Kindergruppe auf der Basis der christlichen Liebesreligion. Da die Versöhnung sowohl in der Gruppe als auch in der Erinnerung bleiben soll, fehlt die Stufe c. der Immanenten Dialektik. (4,8)

Das Geschworenenteam (GT)
mit sozialer Väterstruktur verurteilt DF auf der Basis des Gesetzes, das die zaristische Autokratie spiegelt. Offenbar ist ihr gemeinsamer Urteilsspruch, DF sei der Mörder seines Vaters, auch ein Selbstschutz. (1)

Grigori Wassiljewitsch (GW)
ist zwar in den ersten Lebensjahren DFs der fürsorgliche Vater; involviert in den Kriminalfall wendet er sich mit falscher – wenn auch für ihn selbst glaubwürdige – Behauptung gegen seinen ehemaligen Pflegesohn. (2)

(24,3 : 7 = 3,47)
Die Gruppe der Väter ist disparat; als eine geschlossene Einheit mit einem konstruktiven Angebot für die nachfolgende Generation gehört sie der Vergangenheit an. Ansatz der Leitlinie (SS; AF), mit der alle Mitglieder einer Gesellschaft leben könnten, ist vorhanden, jedoch bleibt dieser Vorstoß in seiner Wirksamkeit gering.
Der Spannungsbogen der Intentionalitätseinheit reicht von 1 bis 5. Diese Spannweite ist zu groß, um eine gemeinsame Operationsbasis bilden zu können. Das Angebot der Vatergesellschaft pendelt zwischen einem autoritären Imperativ und einer versöhnenden Liebesreligion.
In der Immanenten Dialektik hebt sich die Disparität der Vatergesellschaft von den Stufen a. bis c. besonders heraus.

Diese Berechnung zeigt eine geringfügig zusammengehörige Vater-Sohn-Struktur, die nachhaltig agieren könnte. Die Botschaft des SS bzw. AF fällt in dieser sozialpsychologisch betrachteten Vatergesellschaft eher schwach und isoliert aus.

Das Brüderquartett

Dmitri Fjodorowitsch (DF)
Das Vater-Sohn-Verhältnis FP, GW bzw. GT zu DF: Die drei Väter gewinnen gegen DF. FP behält durch Verweigerung des Erbes gegen DF die Oberhand, GW tritt als glaubwürdiger Zeuge vor Gericht gegen DF und GT verurteilt nachweisfrei DF zu 20 Jahren Verbannung. DF unterliegt allen drei Vätern, die absolut fehlerhaft dominieren. – Vor und in dieser Lage gibt es nur punktuelle brüderliche konstruktive Kontakte. DF ist wie alle Brüder untereinander letztendlich isoliert. Er bleibt mit dem falschen, verhängnisvollen Urteil trotz Fluchtplan allein. (1,5)

Iwan Fjodorowitsch (IF)
hebt sich durch seine im westeuropäischen Ausland erworbene Bildung und Philosophie ab. Seine Einstellung zur Freiheit, die er als absolut deklariert, hat er höchstens nur auf seinen Bruder SF Einfluss. Die Kombination „philosophische Überzeugung – familiäre Konfliktlage“ blendet er aus; besonders die Konsequenz aus dieser Konstellation. Er bleibt in seiner Einstellung gefangen, die ihn psychisch-physisch lähmt. Er fällt als Zeuge, der das Geständnis des Mörders kennt, aus. (2)

Alexej Fjodorowitsch (AF)
Dem jüngsten der legalen Söhne des FP fehlt in den Gesprächen mit seinen älteren Brüdern die erfolgreiche Durchschlagskraft hinsichtlich seiner versöhnenden christlichen Liebesreligion. Diese findet im außerfamiliären Kreis bei Kindern statt. Hier versöhnt er die Mitglieder einer verfeindeten Kindergruppe. Jedoch in der dringend notwendigen Hilfestellung für seinen Bruder DF hält er sich eher zurück. Sein Engagement für diesen hinsichtlich der brüderlichen Liebe ist wenig zuspüren. (3,5)

Smerdjakow (Fjodorowitsch) (SF), (auch Pawel Fjodorowitsch)
Im Gespräch mit seinem Bruder IF gesteht er den Raubmord an dem gemeinsamen leiblichen Vater. Durch Selbstmord überlässt er die Hilfe für DF den anderen drei Brüdern. Seine vorausschauende Strategie und erfolgreich taktische Ausführung des Raubmordes auf der Grundlage des vermeintlichen Auftrags IFs und damit sein Eingeständnis, nur Ausführender gewesen zu sein, lässt auf seine hohe Intelligenz, kriminelle Energie und unterdurchschnittlich soziale Verantwortung schließen. – Sein Plan, mit dem Raub ein besseres Leben im Ausland aufzubauen, durchkreuzt er selbst durch seinen Suizid. (-1)

(7 -1 : 4 = 1,5)
Die vier Brüder sind wie die Vätergruppe als ein Quartett disparat und bleiben vor einer zielführenden Hilfsplanung für ihren Bruder DF außen vor. Das Quartett bleibt bezüglich der nur angedachten Hilfe für DF in sich blockiert. Liebesreligion geht an dem vorbei, der sie nötig hat.
Die Intentionalitätseinheit zeigt einen Spannungsbogen von -1 bis 3,5; also mit 4,5 Stufen. In diesem oberen mittleren Bereich ist die inkompetente gemeinsame Handlungsstruktur verankert.
Die Immanente Dialektik verharrt zwischen den Stufen a. und b.

Der Entwicklungsabstand von 3,47 bis 1,5 – also ca. 3 Stufen – zwischen den beiden behandelnden Gruppen zeigt deutlich, dass sich das traditionelle Gesellschaftsgefüge sich destruktiver entwickelt hat. Die Ablösung fester gesellschaftlicher Strukturen mit Generationen übergreifender Folge hat eingesetzt.
In beiden Gruppen zeichnet sich horizontal eine Disparität ab, die vertikal in der Folge der Generationen eine Entsprechung hat.
Die Immanente Dialektik zeigt zwar die Stufen a. und b., jedoch fehlt die Stufe c. mit einem Neuanfang.

Wieweit bildet die versöhnende christliche Liebesreligion (mit sozial(istisch)en Elementen) die Leitkultur F.M.D. in den Gesprächen der männlichen Hauptpersonen des Romans?
Diese hebt sich in der Folgeschaft SS zu AF, und dann zu der Kindergruppe von allen anderen Gesprächen beider Männergruppen Allenfalls kann noch das Gespräch IF mit AF hinzugenommen werden. Alle anderen zielen an der Leitkultur des Romas vorbei.

Dostojewski sieht wohl die gesellschaftliche Entwicklung von einer zu nächsten Generation in einer gewissen Ablösung der Tradition. Dennoch erhebt er mit seiner Heldenfigur Alexej als Glied zwischen SS und der Kindergruppe die christliche Liebesreligion zum Heilmittel eines künftigen Gesellschaftsaufbaus.

Insgesamt hebt der Roman 9 Männergestalten heraus. Nur zwei davon – SS und AF – zielen auf die eigentliche Aussage ab; also statisch ca. nur 22 Prozent.

Auch eine auf Augenhöhe basierte kritische Aufnahme dieser Leitkultur fehlt sowohl bei AF als auch der Kindergruppe. Der Leser vermisst eine Trägerschaft dieser Leitkultur für die Zukunft.

Nachträge

1. zu den Frauengestalten
Die wichtigen Frauengestalten des Romans:3 Mütter sind verstorben Vier weibliche Kontaktpersonen der männlichen Akteure verbreiten eher Chaos statt konstruktive Hilfe für DF anzubieten. Diesen Figuren mit- und untereinander mangelt es an versöhnender Liebesreligion.
D.h., dass das weibliche Element in dem Roman trotz einer vielfachen textlich breiten Schilderung an der Kernaussage vorbeigeht, obwohl F.M.D. dieses Element substantiell hätte aufbauen können.

2. zu dem Aufbau der Verhaltensweisen der Männer zu den Frauen
a.
Machohaftigkeit
FP benützt seine 2 legalen Frauen wie seine illegale (die Stinkende) und Agrafena Alexandrowna (Gruschenka) via Geld und Sex für seine Interessen.
b. Beziehungsleere
Die Kontakthäufigkeit und deren nachhaltige Dauerhaftigkeit der beiden Brüder DF und IF zu den Frauen – Katarina Iwanowna, Katarina Chochlakow laufen letztendlich ins Leere; ebenfalls bei AF mit Lisa.
c. Fehlanzeige
In den Texten mit WP, GT und SF fehlen Frauengestalten
d. Kontaktbasis im Sinne der grundsätzlichen Romanaussage
Nur bei SS zeigen sich positive Kontakte zu den Frauen. Allerdings bildet sich ein Gefälle im Verhältnis Geber und Abnehmer heraus. Aber ein Weiterreichen an die nächste Männergeneration, sprich AF, ist gegeben.

Fragen / Hinweise

Block A
01.
Drei Brüder tragen offiziell, ein Bruder eher inoffiziell den ersten Vornamen Dostojewskis. Wieweit sieht Dostojewski sich selbst in der Zerrissenheit des Brüderquartetts?
a. Hilfe in Not bleibt aus.
b. Westeuropäische Philosophie restfrei aufgearbeitet?
c. Einstellung zum Suizid
d. F.M.D.s persönliche Praxis in Liebesreligion.
02. Breitenwirkung der Sichtweise F.M.D. hinsichtlich seiner Einstellung zum christlichen Glauben.
03. Wieweit decken sich F.M.D.s Lebensführung mit seiner christlichen Einstellung, damit auch eine historisch-kritische Analyse dem Werk gerecht werden kann?
04. Welche biografischen Daten verarbeitet F.M.D. in diesem Roman?

Block B
05.
Stellenwert und allgemein verbindliche Leitkultur
a. der Ständegesellschaft in zaristischen Russland und
b. der russisch-orthodoxen Kirche im ausgehenden 19. Jahrhundert.
c. Wieweit konnte die medizinische Forensik des 19. Jahrhunderts in Russland an den Einschlägen des Mordopfers spitze von runden unterscheiden?

Block C
06.
Diese gesellschaftsverändernde Prophezeiung bezüglich der Auflockerung väterlich-autoritäre Struktur eilt 80 Jahre voraus? Westeuropäische Studentenbewegung der 60er Jahre des 20 Jahrhunderts; Alexander Mitscherlich „Vaterlose Gesellschaft“.
07. Welchen Zweck hat diese Vorschau in einem Roman, der in einen Kriminalfall eingebettet wurde?
08. F.M.D.s Heldengestalt Alexej agiert in einer Nebengruppe, in einer Kindergruppe. Eine Nachhaltigkeit der Breitenwirkung und Weitergabe der versöhnenden Liebesreligion an die nächste Generation fehlt.
09. Die Tragfähigkeit des christlichen Versöhnungsideals bleibt für die Familie Karamasow aus. DF geht leer aus.
10. Wieweit muss der Roman zurückhaltend zu interpretiert werden, da seine Ablaufgestalt offen ist?

Block D
11.
Ich habe mich gegen eine historisch-kritische Analyse auf der Basis der Anobisität sozialpsychologischer Kenntnisse entscheiden müssen, weil mir genaue Kenntnisse (s. Block A und B) fehlen.

Zum anobischen Selbstverständnis der Gestaltenen Gestalter

01.05.2021

– Grundriss einer anobischen Anthropologie in drei konzentrischen Kreisen –

Vorbemerkung

In den ersten beiden Kreisen liegt der Schwerpunkt eher auf dem ICH, während in dem Kreis 3 die Beziehung ICH – DU, aber auch ICH bzw. ICH-DU – ES hervorgehoben wird. Der Inhalt der Kreise kann auch ausgetauscht werden können; was jeder Leser für sich und seine Mitleser machen könnten.

Kreis 1

Sowohl die tragende konstruktive Basis als auch die Problematik des anobischen Selbstverständnisses der Gestaltenen Gestalter liegt in der Intentionalitätseinheit.

  1. Die Intentionalitätseinheit umfasst Basis und Problematik dieses anthropologischen Themas:
    a. die Identität und den Identitätsprozess der Gestaltenen Gestalter,
    b. auch die Rückfallmöglichkeit und die Dogmatisierung der Vereinseitigung innerhalb der Intentionalitätseinheit.
  2. Die Vereinseitigung in der Intentionalitätseinheit kann sich sowohl auf die
    a. destruktiven Stufen 1 und 2 als auch
    b. auf die konstruktiven 4 bis 6 beziehen.

Ein Absolutheitsanspruch auf die beiden destruktiven Stufen schließt die positiven konstruktiven Stufen 4 bis 6 aus, während diese bei gleichartigem Anspruch außerhalb der breiten Realität agieren. Die Absolutheitsproblematik beider Seiten wiederholt sich in der Geschichte der Menschheit. Bleibt die Fairness der Gesamtheit der Intentionalitätseinheit erhalten oder baut 2.a. eine zerstörerische bzw. 2.b. eine alleingültige Wahrheits-Dogmatik auf? Die gesamte Breite dieser Teilmethode verhindert jeglichen Absolutheitsanspruch.

Nebenbemerkung
Seit dem Urknall gilt die Absolutheit der Anobisität.

  1. Die Stufen der Kairos-Skala können auch als Folie für die Entwicklung der Extreme der Universalien 1 bis 10 dienen.
  2. Wichtig ist die mögliche permanente Stoßrichtung von allen Stufen aus hin zu der Stufe 6.
  3. Diese anobische Teilmethode zeigt deutlich durch ihren Spannungsbogen den gegenwärtigen Status des Selbstverständnisses der Gestaltenen Gestalter aber auch deren kritischen Abstand zu der Stufe 6 an. Hier liegt die anthropologische Dynamik verborgen; es ist das Punctum saliens, die Keimzelle der Existenzprozesse der Gestaltenen Gestalter.

 

Kreis 2

Eine weitere detailliertere Bestimmung des anobischen Selbstverständnisses der Gestaltenen Gestalter leistet die Immanente Dialektik.
Auf den drei Stufen dieser Teilmethode zeigen sich weitere Aspekte des Ansatzes einer anobischen Anthropologie.

  1. Die Gestaltenen Gestalter operieren in sich selbst reziprok. In ihrer eigenen Wechselseitigkeit nehmen die Gestalter Einfluss auf ihr Gestaltetwordesein hinsichtlich z.B. ihrer Physis, ihrer Psyche, ihrer Sozialisierung. Ebenfalls lenkt ihr Gestaltetwordensein die Gestalter, sodass von einer Einheit im Sinne ihrer Reziprozität geredet werden kann.

Nebenbemerkung 1
Angesichts der Reziprozität zwischen den Gestaltenen und den Gestalter als einer Einheit heben sich sowohl die Dicho- als auch Trichotomie auf.

Nebenbemerkung 2
Fast jede Art der Fauna ist gegenüber jeder anderen Tierart per Geburt ein Mängelwesen. Ihrem Existenzzweck ist jede Tierart z.B. gleich ob Nesthocker oder –flüchter entelechisch stets ein Vollwesen. Dazu gehören auch die Gestaltenen Gestalter.

  1. Angesichts der Detaillierung mit der anobischen Methodensequenz wird die flexible Vielfalt in den selbstständigen, bewussten und zielorientierten Denk- und Handlungsbereichen der Gestaltenen Gestalter zum Vollwesen in einer bisher bekannten Weise höchster Organisationsform deutlich. Neben der Natur seit dem Urknall bildet auch die Zivilisation effektiv trotz der vielfältigen Destruktionen jedoch immer wiederkehrenden Konstruktionen, die auch die Gestaltenen Gestalter – z.B. mit ihrem positiven Wertebewusstsein, mit ihrem freiheitlichen humanen Prozess, mit ihrem positiven Sprachaufbau – bis dato herausentwickeln und weiter fortführen.
  2. Die Reziprozität an sich hat anobischen Charakter, sie fungiert „aus sich selbst heraus“. Die Teilmethode Immanente Dialektik gliedert sich in drei Stufen aus: a., b. und c. Auf der Stufe b. stehen sich zwei oder mehrere Elemente einander gegenüber; sie zeigt den aktuellen Stand an. Auf der Stufe a. eliminiert eher ein Element das andere; vollendetes destruktives Handeln hebt den anobischen Status auf. Die Stufe c. zeigt die Möglichkeit, sich über den gegenwärtigen Stand hinaus zu entwickeln; hat also dynamisch-konstruktiven Zukunftscharakter.
  3. Die Reziprozität kann sich auf diesen 3 Stufen der Immanenten Dialektik in dem anobischen Dreischritt vollziehen:
    a. Die Kompatibilität zeigt die Vereinbarkeit der Elemente an, während
    b. die Interoperabilität Eingriffe in das zunächst Zusammengefügte vornimmt, um
    c. in der Produktbilität ein Ergebnis vorzuweisen.

 

Kreis 3

Die Reziprozität der Gestaltenen Gestalter in ihren Denk- und Handlungsspektren gestaltet sich auf der Basis des anobischen Dreischritts auf der Kairos-Skala präziser. Ihr Organisationsbereich bezieht sich sowohl auf den Einzelnen (ICH) als auch auf ihre Mitmenschen (DU), aber auch auf die Sachbereiche (ES). Hier stehen auf der Kairos-Skala 6 Stufen zur Differenzierung zur Verfügung.

  1. – positive Aspekte – kairon gnothi bis eukairos / Kairos-Skala Stufe 4 bis 6
    In erster Linie geben die Stufen 5 und 6 einen stabilen Zielkurs vor, während die Stufe 4 eher fragile Denk- und Handlungsmuster zeigt. Diese Stufe könnte auch mit der dritten Stufen verbunden werden. Beispiel aus dem motorisierten Straßenverkehr: Autofahrer A gerät augenblicklich in geminderter Aufmerksamkeit in gefahrvolle Nähe des Verkehrsteilnehmers B, der reaktionsschnell ausweichen kann, um einen drohenden Zusammenstoß zu vermeiden. Neben der ICH-DU-Situation ist die Gesamtverkehrssituation auch als ein ES anzusehen. Begründung: Der motorisierte Straßenverkehr ist ein Gemeinschaftsunternehmen mit einer Fahrleistung. In dem angegebenen Beispiel liegen unterschiedliche Qualitäten in gegenseitiger Verantwortungs- und Fahrleistungshöhe vor. Aus der verkehrstechnischen Problemsituation erwächst durch den Schutz von Gesundheit und Leben der aktuelle Zielkurs, hier das gesicherte Erreichen der gewünschten Fahrendpunkte. Dieses Beispiel kann auf ein Arbeitsteam übertragen werden.

Bermerkung
Die anobisch entworfene Anthropologie legt angesichts einer permanent stärkeren Leistungsgesellschaft auch auf die Einbeziehung des ES wert.

  1. – negative Aspekte – akairos und proskairos / Kairos-Skala Stufe 1 und 2
    Diese beiden Kairos-Stufen ersetzen den eigentlichen Zielkurs durch einen eigenmächtigen Endpunkt. Somit wird einerseits (Stufe 2) der Zielkurs blockiert und andererseits (Stufe 1) im Ernstfall vernichtet, die Anobisität aufgehoben. Als Beispiel soll ein Vorgang aus dem ideologischen Raum dienen, politisch-ideologisch bzw. religionsgeschichtlich. Wenn aus Dogmen, angebotenen Wahrheiten, die der Existenzführung und -förderung dienen können, Dogmatismen und vorgegebene approbierte Wahrheiten vertreten durch eine Machtelite werden, dann sind Unterdrückungen, Isolierungen und auch Tötungsvollzüge der eigenständig Denkenden Teilelemente dieser Absolutismen. Der Spannungsbogen innerhalb der Intentionalitätseinheit von 5 bis 6 Stufen wird ignoriert. Der Zielkurs zu den Extremen Pluralismus und Basisdemokratie des Universals Kulturgebundenheit wird als existenzwidriges Angebot abgewertet. In dem anobischen Dreischritt passen unterschiedliche Bevölkerungsteile zusammen: Mächtige, Entmachteten und Mitläufer. Sie arbeiten gegeneinander sowie halbherzig. Das jeweilige Ergebnis kann ein kontrolliertes Machtgefälle zeigen. Die Dauerhaftigkeit bleibt zweifelhaft.
  2. – „unbefriedigter Moment“ – hikanos kairos / Kairos-Skala Stufe 3
    Diese Kairos-Stufe umfasst eine sehnsuchtsvolle Stoßrichtung zu der Stufe 6. D.h., hier liegt eher eine Blockade vor, die gern durchbrochen werden soll, um endlich auf den Zielkurs zu gelangen. Als Beispiel 1 kann die Auflistung der 5 Persönlichkeitstypen dienen: Nach meiner psychologischen Erfahrung bewegt sich jeder Gestaltene Gestalter in drei verschiedenen, prozentual unterschiedlich ausgeprägten Typen, die ihm seine Existenz fördern, aber auch hindern können, sein Denken und Handeln zu erweitern, indem er in einen Wunschtyp wechseln möchte. Dieser Wechsel gelingt eher oberflächlich und punktuell, ihm fehlt die adäquat tragende Gefühlsbasis.
    Ein weiteres Beispiel:
    Die Persönlichkeit eines jungen alkoholkranken Mannes in stationärer suchttherapeutischer Behandlung basisiert auf Intro- und Extroversion. Seine süchtige Alkoholeinnahme beschränkte sich nur auf introvertierten Denk- und Handlungsstrukturen, die Extroversion war suchtfrei. Unter fachkundiger Anleitung konnte der junge Abhängige mit extrovertierten Reaktionen und Handlungen die entsprechenden introvertierten Problemkonstellationen besetzen. In dem anobischen Dreischritt passten Bewusstsein und suchtmittelfreie Denk- und Handlungsstrategie überein, sodass im operanten Teil ein problemloser Umgang in heiklen Situationen gewährleistet war. Es lohnt sich, über die ureigensten Grenzen hinwegzuschauen und –zugehen.

Nachbemerkung

Aus den Vortexten können anthropologische Teile in diesen Text eingefügt werden; jedoch wäre das eine Wiederholung. Dieser neue Text will sich um die Grundstruktur einer anobischen Anthropologie bemühen. An Hand des vorstehenden anthropologischen Grundrisses kann ein adäquat aktuelles Thema oder eine brennende Frage anthropologischer Natur aufbereitet werden. Die Methodensequenz mit dem anobischen Dreischritt kann die Vielfalt der menschlichen Existenz, ihres Denkens und Handeln erfassen. Dieser Einsatz verbirgt sich auch für die Wesenseinheit von Inhalt und Methode. Der Spannungsbogen gesetzt für die Richtigkeit der methodischen Anwendung hat stets präsent zu sein und Lesern zur kritischen Prüfung vorzulegen. Dieser Grundriss soll ein Anstoß zur Erweiterung der Kenntnisse und der Vertiefung des Problems „Gestatener Gestalter“ sein.

Die Gestaltenen Gestalter wie auch die ES befinden sich stets in der Anobisität, im Sein. Beide sind – auch zueinander – Produkte und Produzenten in dem anobischen Dreischritt. Egal, welche Richtung sie innerhalb der Methodensequenz mit ihren unterschiedlich intensiven Einflüssen einschlagen, sie bleiben im Sein. An diesem Punkt kann es in Extremfällen um Sein oder Nicht-Sein* gehen. Das Selbstverständnis der Gestaltenen Gestalter umfasst die Lebensausrichtungen des Kosmischen, des Astrophysikalischen, der an- und organischen Natur, der Entwicklung der Menschen und der Zivilisationen, die sich insgesamt zweideutig herausgebildet haben – wie denn auch sonst?! Welche Richtung der Methodensequenz nehmen sie auf? Hier liegen Vereinseitigungen, Veränderungen, Verstärkungen.

Die Gestaltenen Gestalter – von den ES gesondert betrachtet – finden sich als zweideutige aber auch als exklusive Wesen in ihren eigenen Problemen vor. Jedoch können Engagements und Verantwortungsbewusstsein dem einzelnen Gestaltenen Gestalter zugeschrieben werden; im Einzelfall ist es sogar eine Belastung. In der global nun schon fast fest gefügten Massengesellschaft kann in Klein- wie in Großgruppen ein gemeinschaftliches Selbstverständnis mit einem tragenden Verantwortungsbewusstsein und mit proaktiven Engagements aufgebaut werden. Die Gestaltenen Gestalter als Einzelpersönlichkeiten wie als Mitglieder in Klein- und Großgruppen zeitigen unterschiedliche anobische Standorte, die in einem Koordinatenkreuz einen Multistandort finden. Ebenfalls können Gruppen untereinander verschiedene Standorte aufbauen.

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* Übernahme des feststehenden Ausdrucks

Auf ein Wort

01.03.2021

In dem Text DER KORAN – ANOBISCH GEFASST konnte eine gewisse Ambivalenz der koranischen Aussagen festgestellt werden. Ihre Extremität stellte sich sowohl auf allen sechs Kairosstufen als auch in der Intentionalitätseinheit sowie auch in der Immanenten Dialektik dar. Darin ist eine gewisse Identität Allah – gläubiger Moslem erkennbar. Jeder mündige und selbstbewusste Moslem kann auf der Linie der Intentionalitätseinheit bezüglich des sechsstufigen Spannungsbogens seine akzentuierte Kritikmöglichkeit der dargebotenen koranischen Aussagen aufnehmen. Neben dieser Kritikmöglichkeit kann die genannte Identität interpretierend gewichtet und in eine gewünschte Richtung auf den anobischen Skalen verschoben werden, um somit eine Verabsolutierung zu erreichen. Jedenfalls wird dann die Extremität der koranischen Aussagen gestört, missachtet oder vereinseitigend aufgehoben. Diese Interpretationsmöglichkeit verkürzt die breit gefächerte Anobisität des Korans.

Eine extrem partikulare Auffassung einer Einzelperson oder einer Organisation erleben gegenwärtig die Menschen inner- und auβerhalb des Islams aktuell in Richtung Kairosstufe 1 bzw. 1 minus bis Kairosstufe 2. Auf der erstgenannten Kairosstufe hebt sich die Kritikfähigkeit ganz auf und wird zum Tötungskanon einer zu eliminierenden Gruppe.

Zwischen den beiden genannten Stufen 1 und 2 schränkt sich die Kritikmöglichkeit radikal ein. Folglich könnte eine gewisse Chance bestehen, die Tötungsleitlinie noch zu vermeiden.

Da Allah von den Moslems in der Ausführung seiner Anweisungen abhängig ist und diese als Paradiesanwärter auf eine reduzierte Gottesvorstellung angewiesen sind, benützen sich beide gegenseitig. Nützlichkeit und Benützung werden alternierend deutlich. Somit wird die Göttlichkeit Gottes in Allah zugunsten des innerweltlichen Tötungskanons aufgehoben; sie wird total ad absurdum geführt. Die den Tötungskanon ausführenden Moslems verwirklichen sich als Märtyrer und Paradieskäufer umso mehr, je gröβer der Grad ihrer Übereinstimmung mit dem einseitig konzipierten göttlichen Mordauftraggeber ist. (Formulierung m.m. Johannes vom Kreuz)

Der Gesamtkoran ist hinsichtlich der anobischen Methodensequenz vielfältiger. Ein mündiger und selbstbewusster Moslem findet sich auch frei von antiken verbalinspirierten Koranaussagen. Mit den weit gefächerten koranischen Aussagen und ihren entsprechenden Interpretationen kann jeder Moslem im Operationsfeld Allahs einen modern globalen Existenzvollzug einleiten und aufbauen.

Aber wie kann dieser Existenzvollzug auf koranischer Basis geschehen?

Aber zunächst drei Voraussetzungen:

  1. Die Göttlichkeit Gottes in Allah wird mit pauschalen und nachweisfreien positiven Prädikationen wie etwa Schöpfer – allmächtig – barmherzig –weise – verzeihend beschrieben. Jedoch sind deutliche Differenzen zwischen Allahs Göttlichkeit und den Moslems, die sich in seinem Operationsfeld wissen, erkennbar.

Zunächst philologisch-formal: Während sich die positiven Positionen Allahs pauschaliert und nachweisfrei auffinden lassen, sind die göttlichen Anweisungen an die Moslems detailliert präzt.Beides hat Folgen.

  1. Die indikativische Schöpfung ist eine Voraussetzung, deren Imperative nur nachgeordnete Quereinsteige bilden können.

Mit einem göttlichen Tötungskanon werden Teile der göttlichen Schöpfung Allahs vernichtet.

Hier liegt ein Widerspruch in Allah selbst vor.

  1. Die koranischen Aussagen selektieren in Gläubige und Isalmverweigerer.

Eine einheitlich werdende Menschheit wird unterlaufen.

Selektionen – sozial, religiös, ideologisch, politisch – sind seit Menschengedenken nachweisbar. Der Koran gehört dazu.

Kann in einer Koraninterpretation die Möglichkeit liegen, auf der Basis des Universals Kulturgebundenheit ein demokratisches und pluralisitsches Zukunftsmodell dieser Religion aufzubauen?

Eine mögliche Antwort auf die obrige Frage:

In meiner Analyse der koranischen Aussagen habe ich eine gewisse Identität Allah – Moslem feststellen können. Die Ambivalenz im Gottesbild Allah befindet sich auf der Kairos-Skala bei 3,9. Der Spannungsbogen auf der Intentionalitätseinheit ist in Höhe von 6.

Wie kann ein Moslem auf der Basis der Menschenrechte hinsichtlich der Toleranz und Religionsfreiheit a. auf der Kairos-Skala in Richtung 6 gehen und b. den Spannungsbogen auf der Intentionalitätseinheit auf (3), besser auf 2 mindern?

Private – besonders patriarchal-familienimmanente – moscheeinstitutionelle inklusive der Koranschulen, theologische wie religionswissenschaftliche kritische Aufbereitung der koranischen Aussagen, gestützt durch Selbst-

verpflichtungen, könnte in diesem Cluster einen modernen, weltoffenen, zukunftsträchtigen Islam aufbauen.

Die historisch-kritisch und global denkenden Moslems verwirklichen sich als Zukunftsträger des Islams umso mehr, je intensiver ihre Übereinstimmung mit dem positiven Allahbild ist. (s. m.m. Zitat Johannes vom Kreuz)

Der anobische Dreischritt: Kompatibilität – Interoperabilität – Produktbilität

01.10.2020

Vorspann

Seit dem Urknall gestaltet sich das Universum dauerhaft als eine zusammenhängende Vielfältigkeit in einer Wesenseinheit von Inhalt und Methodensequenz. Diese zusammenhängende Vielfältigkeit umfasst von der Auseinandersetzung von Materie und Antimaterie, die die Entwicklungen der an- und organischen Natur, der Menschen inklusive der philosophischen, religiösen, ideologischen, politischen und gesellschaftlichen Entwürfe bis zu den gegenwärtigen hochtechnologischen Ausprägungen. Als Begriff und Vorgang hat sich die Anobisität dem Universum angemessen dargeboten wie dieses in seiner reichen Fülle jener und damit den dargebotenen Texten hinsichtlich der anobischen Vorgänge. Verbalisierend zeichnet die Anobisität diese Entwicklung nach. Realität und Begriff bilden eine gewisse Identität. Somit kann die Anobisität der verbale Urknall dieser dynamischen Vielfältigkeit genannt werden. D.h., alle diese realen Erscheinungen können als Inhalt in die anobische Methodensequenz eingetragen werden. Aus der Justierung ihrer Standorte auf der Methodensequenz kann bezüglich des Spannungsbogens ein lebensförderndes Programm entstehen.

Ich möchte auf zwei Fragen antworten:

  1. Woher stammt dieser Begriff?
  2. Was kann dieses Grundwort philologisch tragen und verkraften?

Antwort auf die erste Frage:

Die Quelle dieses Wortes liegt in der Meditation und in der Überprüfung der Meditationsinhalte in der realen Welt. Beide Vorgänge bilden eine Einheit.

Diese Einheit nenne ich die Struktur der säkularen Mystik.

So zunächst zum Eingang.

Die Quelle der Anobisität wurde durch eine vereinfachte und säkular geformte Meditationsart von Ignatius von Loyola erreicht. In dieser Fundgrube der tiefsten psychischen Schicht, der Ambivalenz, lieβ sich Bildmaterial finden, das in die Sprache der realen Welt notwendigerweise übersetzt werden musste.

Die Interpretation der groβen Menge des Bildmaterials konnte auf das Neuwort Anobisität gebracht werden. Punktdichte des Bildmaterials wiederholte sich in diesem verdichteten Neubegriff.

Der Prüfbereich der realen Welt wurde zum Test dieses Neuwortes. Wieweit konnte es in den verschiedenen mir zugänglichen Fächern nachgewiesen werden? Dieser Test verlief erfolgreich. Die Ergebnisse bestätigten die Übereinstimmung.

Jetzt kann die Struktur der säkularen Mystik in vier Schritten zusammenfassend präziser aufgelistet werden:

  1. Aufnahme des Bildmaterials,
  2. dessen Interpretation und
  3. der Überprüfung in der realen Welt und
  4. die Feststellung der Identität der drei eben genannten Punkte. Säkulare Mystik ist ein zirkuläres Geschehen.

In dem einzigen Begriff Anobisität, der alle Teile der Kohäsion des Universums einschlieβlich unseres zivilisatorisch – kulturellen Bereiches erfassen kann, besitzen wir eine Denk- und Handlungsbasis, die sowohl in sich selbst schlüssig mit systemimmanenter Revisionsempfehlung als auch absolut und dennoch zukunftsoffen sich uns bietet.

Der Aufbau des Begriffs Anobisität ist weit gefasst, extrem abstrakt und passt auf jeden Vorgang.

Dieses Neuwort hat einen dreifachen Aufbau:

  1. Philologisch resultiert er aus dem Lateinischen a nobis = aus uns.
  2. In Anlehnung an den theologischen Begriff Aseität wurde seine Absolutheit erkannt. Während jedoch der theologische Terminus festgelegt ist, ist der Begriff Anobisität noch offen.
  3. Um alle Ist-Bestände des Universums inklusive der menschlichen Zivilisation und Kultur wie dessen Konstruktionen und Destruktionen erfassen zu können, wurde mit der lateinischen Präposition cum = mit in ihrer doppelten Bedeutung i. S. von zusammen und gegeneinander gearbeitet.

Die Konstruktionen an sich sind im Vergleich zu den Destruktionen in der stärkeren Position. Konstruktionen haben immer Destruktionen überwunden, überdauert oder sind auf die Zukunft strukturell neu ausgerichtet. Als vollkommenere Existenzvariante ist sie mit einer Stoβkraft stets über das Gegebene hinaus ausgestattet.

Antwort auf die zweite Frage:

Zur Sprache, die ich als die angemessene gewählt habe:

Da das Fördernde des Universums in dem Bildmaterial deutlich sichtbar war, habe ich versucht, alle formalen Negationen in der deutschen Sprache formal positiv auszudrücken.

Die vorliegenden Texte behandeln Vorgänge und sind somit durchgängig indikativisch geschrieben.

Die Tragweite dieses A Nobis vollzieht eigentlich eine Relation aus zwei oder mehreren Elementen, die sich gegenseitig zu einer Produktion zusammenfinden. Folgender anobischer Dreischritt kann aufgestellt werden:

Kompatibilität – Interoperabilität – Produktbilität.

In diesem Dreischritt differenziert sich die Anobisität hinsichtlich ihrer konkretionswerdenden Arbeit. Die Kompatibilität bildet die Grundvoraussetzung der möglichen oder beteiligten Elemente für die beiden weiteren Schritte. Wie kommt es, dass die Elemente der Kompatibilität passend zueinander stehen, um entsprechend miteinander zu operieren, sodass ein funktionstüchtiger Zusammenhang, nämlich das Universum, gebildet ist?
Besitzt die Gleichung anobischer Dreischritt gleich Realität des Universums Gültigkeit? Wenn ja, dann vollzieht sich in dieser Identitätsgleichung der Grund des Zusammenhangs.

Wieweit ist also der aufgefächerte anobische Dreischritt fähig, einen Beitrag zum Ursprung des Universums zu erbringen?

Denn dieser anobische Dreischritt bildet stets einen Potentialis, einen Optativ der sichtbar werdenden Möglichkeiten.

Es ist deutlich geworden, dass der nun schon oft zitierte Neubegriff inhaltlich angereichert ist. Gleichzeitig ist er jedoch auch seine eigene Grund-Methode, die sich in vier weiteren Teilmethoden entfaltet. Diese Methodensequenz fungiert miteinander.
Sie bildet gegenseitig sich stützende Teilmethoden, die ein in sich übereinstimmendes Produktergebnis zeitigen, den unterschiedlich bewerteten Ist-Bestand in eine darüber hinausgehende positive Dynamik einbinden. Ein innermethodisches Korrektiv begleitet jeden anobischen Vorgang. Die Anobisität vollzieht gleichzeitig auch ihre eigene Kritik.
Damit erhebt sie den Anspruch auf ihre Wesenseinheit von Inhalt und Methode.

Alles was geschieht, hat seine Zeit, die sowohl eine Dauer als auch eine Güteklasse des Geschehens und des Produkts besitzt. Für diese beiden Zeitvorstellungen wurden die altbekannten Termini Chronos und Kairos eingesetzt. Diese beiden Zeitklassen sind also ubique und nur mit ihnen geschehen die anobischen Abläufe – eine Grundlage dieses vorgeschlagenen Modells.

Die Anobisität vollzieht sich an zwei bzw. mehreren Elementen. Jedoch ist sie an sich inexistent, verzichtet auf Substanz, Form, Struktur und Inhalt; verbleibt rein verbal. Und somit bleiben auch ein Hinterfragen wie eine Beurteilung der Anobisität auf ihrer eigenen Methodensequenz ausgeschlossen. Selbst ein entsprechender Versuch des Hinterfragens wäre anobisch. Die Anobisität zu ignorieren bzw. an ihr vorbeizukommen, bliebe ebenfalls anobisch.

Aber ihre Konkretionen können stets bewertet werden; das zeigt die Leser-Autor-Konzeption.

Dennoch habe ich dem abstrakten Begriff Anobisität konsequenterweise das Sein zugesprochen, denn sie konkretisiert sich permanent in den Seinsgestaltungen. – Das Sein liegt in der Ambivalenz von Abstraktum und Konkretum verborgen. Diese Ambivalenz ist die extremste, die ich kennenlernen durfte.

Der Urknall hat im Universum seinen eigenen Grundkonsens aller vorkommenden Elemente gefunden, in Bewegung gesetzt, bis dato entsprechend erhalten und gefördert. Diese Elemente können ihre angemessenen Standorte in den Universalien, auf der Kairos-Skala, in der Intentionalitätseinheit mit einem adäquaten  Spannungsbogen und innerhalb der Immanenten Dialektik zugeführt werden.

Trotz aller Destruktionen hat die Anobisität, das Sein, es vermocht, seit dem Urknall bis heute Konstruktionen entstehen, erhalten, entwickeln und fördern zu lassen; davon leben alle und alles.

Ich gehe davon aus, dass ich die Punktdichte dieses Neuwortes geachtet vorgestellt habe.

Ich bin für den Zugang der psychischen Schicht dankbar: Ich durfte der Anobisität begegnen. Dieser psychischen Basis gehört Respekt.

Nach jeder Meditation habe ich gedankt und mich verneigt; dann begann die Interpretationsarbeit.

Jeder ist eingeladen, sowohl den vorgestellten neuen Terminus als auch die Sache Anobisität in den Konkretionen mit Hilfe der anobischen Methodensequenz zu bewerten und zu beurteilen. Jedoch kann jeder mit bis zu multiplen Methoden den Vorschlag ANOBISITÄT einer Bewertung und Beurteilung unterziehen.


Inkarnation

01.04.2020

Anobische Übersetzungen Johannesevangelium 1, 14 a:

Gott / der Logos wurde (in der Person Jesus von Nazareth ein) Gestaltener Gestalter.

Oder:

1. Der Logos als Offenbarungsträger wurde einer der Gestaltener Gestalter.

2. Der Logos wurde ein Gestaltener Gestalter.

3. Gott wurde ein Gestaltener Gestalter.

I. In diesem johanneischen Grundsatzprogramm verbirgt sich eine

doppelte Konvergenz: 1. Gott mit dem Offenbarungsträger, der 2. in der Person Jesus von Nazareth historisch vorgestellt wird. Der Gestaltene Gestalter und die Gestaltenen Gestalter bilden allerdings eine Divergenz.

Der anonyme Evangelist arbeitet sowohl mit einer doppelten Konvergenz als auch mit einer Divergenz.

Auβerdem bildet dieser Basissatz eine Ambivalenz.

II. Wieweit konnte dieses theologische Fundament als exklusive Sinnmitte der Gestaltenen Gestalter in der Ausarbeitung des Evangeliums durchgehalten werden? Erfasst diese Bezugsgröβe die Existenzrealität der glaubenden bzw. zu missionierenden Leserschaft? Denn der Offenbarungsträger ist ja in die Menschheit eingegangen.

Der folgende Text versucht eine anobische Analyse.

III. Aber schon in dem Johannesprolog taucht gleich eine Störung auf. Der Offenbarungsträger erreicht also nur einen Teil der Gestaltenen Gestalter. Die Verse Johannesevangelium 1, 11 und 12 bzw. 14 b und c weisen einerseits auf die Divergenz und andererseits auf die Konvergenz bezüglich seines Auftrags als Offenbarungsträger bei den Gestaltenen Gestalter hin.

Deshalb unsere Fragestellung: Wieweit reicht die theologische Konvergenz zwischen beiden Bereichen der „oberen“ göttlichen und der „unteren“ menschlichen Welt? Oder muss in der Differenzierung des Grundsatzprogramms auch mit theologischen Divergenzen gerechnet werden?

IV. Nach den obigen Übersetzungen ist Gott in die „untere“ Welt inklusive Pro und Contra eingegangen.
Wir fassen diesen Vorgang konsequenterweise dann auch mit der anobischen Methodensequenz (Zahlen in Klammern weisen auf einen Kairos – Stellenwert hin):

1. Von zehn Universalien können gemäβ der Interpretation acht eingesetzt werden:
a) Das Universal Dasein – Mitsein spricht hier hinsichtlich Jesus von Nazareth von dem Fehlen des gesicherten Daseins, auch von Über- und Unterordnung (1,5).
b) Leib – Geist – Psyche – Relation reduziert auf die Teiluniversalien Geburt- und Sterbeakt Jesu von Nazareth. Hinzugefügt werden kann noch sein Totsein (3).
c) Ebenso verhält es sich in dem Universal Äuβere Lebensgestaltung: Freundschaften; sein engerer und weiterer Fankreis (4).
d) Ortseinstellung: nur kurze Zeit in der „unteren“ Welt (3).
e) Weltgestaltung: Verantwortung füreinander (6).
f) Kulturgebundenheit: Hier wird es auf das Teiluniversal Religion eingeschränkt (2,3).
g) Lebensfülle: Transzendenz – Immanenz; Agape (6).
h) Existenzentwurf: Woher –Wohin (6).

Die beiden anderen Universalien bzw. die hohe Zahl der Teiluniversalien bleiben aussen vor, obwohl sie zeit- und kulturübergreifend konzipiert sind. Die Gesamtheit der Universalien umfasst die gesamte Existenz der Gestaltenen Gestalter. Die konzipierte Inkarnation erfasst jedoch nur einen Teil der Universaliengesamtheit.

Der johanneische Grundtext und das entsprechende Evangelium gehen an der Breite und dem differenzierten Universalienaufbau der Gestaltenen Gestalter vorbei. Diese bleiben also mit ihrer Problematik, ihren extremen Widersprüchen und ihrem historischen Gewordensein sowie mit ihrer schöpferischen Gestaltungskraft auf sich selbst angewiesen. Damit sind sie zu ihrer Souveränität herausgefordert.

2. Der Gesamtpunktwert auf der Kairos – Skala beläuft sich auf 31,8 : 8 = 3,975. Der Grenzbereich der beiden Kairos – Stufen 3 / 4 zeugt sowohl von einer Spannkraft in Richtung „obere“ Welt als auch von einer gesetzten Leistungsfähigkeit und einer fragmentarischen Leistungserbringung, die mit punktuellen Einsätzen für die Gestaltenen Gestalter erbracht wird.

Der Logos bzw. Gott (6) und der Gestaltene Gestalter als Offenbarungsträger (Kreuzestod; minus 1) weisen auf die theologische Notwendigkeit einer Ambivalenz der Inkarnation in Richtung der Transzendenz hin. Damit ist die religiöse bzw. theologische Standortbestimmung des Offenbarungsträgers festgestellt.

Das Ergebnis der Gesamtberechnung auf der Kairos – Skala 3,975 zeigt die Richtung zur Transzendenz, zur Göttlichkeit Gottes und die Funktion innerhalb des Operationsfeldes Gottes an.

Das Eingehen der Göttlichkeit Gottes via Jesus von Nazareth als ein Gestaltener Gestalter bleibt deutlich bruchstückhaft.

3. Die Intentionalitätseinheit von minus 1 bis 6 zeigt einen starken sechsstufigen Spannungsbogen. Eine sehr hohe Punktzahl des Spannungsbogens ist erreicht. Eine deutliche Selbstkritik an dem eigenen Entwurfs ist angezeigt. Wo wird diese ausgeführt?

Die Einheit bleibt zu beiden Seiten spannungsreich:
Die Göttlichkeit Gottes kann in das Operationsfeld Gottes nur extrem geringfügig eingepasst werden. Die Leserschaft vermisst bei dem besagten theologischen Thema Inkarnation eine ausgewogene Konvergenz in einer Ablaufgestalt oder Guten Gestalt.

Mit dem Hingelenktwerden zu der göttlichen „oberen“ Welt wird den Gestaltenen Gestalter höchstens der Ansatz einer Ablaufgestalt angeboten. Sie bleiben eher isoliert und mit dem Aufbau eines eigenen Entwurfs selbstständig.

4. Die Immanente Dialektik hält für das anthropologisch – theologische Problem nur die Stufe b. bereit. Gott tritt in seinem Offenbarungsträger per Funktionen den Gestaltenen Gestalter gegenüber. R. Bultmann hat in seiner Theologie des Neuen Testaments folgende Funktionen aufgelistet: z.B. Duchschaubarkeit der Menschen, Jesu Allwissenheit und dessen Ungreifbarkeit und Missverstandenwerden. Weiter: In den Ich – bin – Worten wirkt der Offenbarungsträger als Angelpunkt im immanenten Verstehenshorizont:
das Lebensbrot, das Licht der Welt, die Tür zur Rettung, der gute Hirt, die Auferstehung und das Leben, der Weg, die Wahrheit und das Leben, der rechte Weinstock.

Der gläubige Leser wird vollständig auf den Offenbarungsträger ausgerichtet. Nur mit und durch ihn kann er seine eigentliche Existenzbasis aufbauen.
Im Hintergrund kann z.B. noch Römerbrief 14, 7 und 8 genannt werden.

Die Stoβrichtung einer theologischen Neuschöpfung zu der Stufe c. – diese wollte die Inkarnation ja sein – fehlt anthropologisch – theologisch weiterhin.
Der Gestaltener Gestalter als Offenbarungsträger erscheint, bleibt vorübergehend unter den Gestaltenen Gestalter und kehrt zum Vater zurück.

Der Evangelist hat im Gegensatz zu der vollen anthropologischen Leistungsfähigkeit des Inkarnierten nur eine fragmentarische theologische Leistungserbringung beschrieben. Hier klafft also eine Lücke. Diese Differenz zeugt von der leider tatsächlichen beschriebenen Divergenz gegen eine mögliche Konvergenz. Die volle Erfüllung des Eigenanspruchs bleibt also aus.

V. Anobisches Fazit

Die kritischen Anmerkungen zu der Exegese könnten zu einer ausgereifteren Inkarnationstheologie führen. – Zusätzlich werde ich in den nächsten zwei Abschnitten kurz auch auf die paulinische Meinung hinweisen.

Die Theologie der johanneischen und paulinischen Schriften hat die Revolution gegen den platonischen Dualismus vom ewig stabilen göttlichen Bereich und der minderwertig deklarierten Materie akzentuiert gewonnen.

Ebenfalls konnten die eben genannten Verfasser mit einer hervorgehobenen Zentralfigur eine echt historische Person die Gnosis überwinden, die nur einen vermeintlich geschichtlich menschgewordenen göttlichen Wesen vorgestellt hat, pointiert an die Front der Mehrheitsreligionen gehen.

Das Johannesevangelium zeugt mit dem Eintritt, bezüglich der Leistungserbringung und durch das Ausscheiden des göttlichen Gestaltenen Gestalters aus der „oberen“ Welt von einem monistischen Grundansatz beider Welten.

Ebenfalls konnte ein gewisser neuer Existenzentwurf angeboten werden, sodass das individualistische „sibi vivere“ der Zeitgenossen durch eine gemeinschaftlich neue markante Ausrichtung ersetzt wurde.

Theologiegeschichtliche Beurteilung:

Mit einem einzigen Satz des Evangeliums, mit einem Begriff der Theologie hat der anonyme Verfasser dieser neutestamentlichen Schrift ein vierfaches Meisterstück angeboten.
Der Gewinn ist historisch, die aktuelle Theologie ist jedoch noch ausserhalb des „grünen Bereichs“.

Die oben vorgestellte Analyse per anobischer Methodensequenz hat jedoch gezeigt, dass die Gewichtung der „oberen“ Welt stärker als die der „unteren“ ausfiel. Offenbar verstärkte sich im Laufe der theologischen und kirchlichen Entwicklung wieder trotz der Inkarnation dieser theologische Trend. Der in die Anobisität Eingetretende und damit historisch gewordene Gestaltener Gestalter avancierte dann doch wieder zu einem für die „untere“ Welt überweltlichen Gott.

Die Aufklärung, z.B. deutlich und nachhaltig Newton und Kant, musste aufgrund ihrer Denkbasis die „untere“ Welt favorisieren, um neben der kirchlichen Propaganda die ehemals minderwertige „untere“ Welt zu ihrem eigenständig konstituierenden Recht zu verhelfen. Die Aufklärung schrieb diesem Bereich dem ihm angemessenen Gewicht zu. Damit öffnete sie allen seinen Mitgliedern die Möglichkeit eines schöpferischen Selbstbewusstseins und adäquater Handlungsfähigkeit.

Feuerbach liegt mit seiner Doppelung Projektion – Selbstbeheimatung bezüglich des Themas Inkarnation daneben. Die Rücknahme des „halbfertigen theologischen Ideals“ würde die Gestaltenen Gestalter an ihrer breiten und ausgewogenen Aufgabe des Angenommenen hindern. Sie entwerfen ihre eigenständigen in sich selbst konstituierenden Lebensmodelle in Permanenz.
(s. Text EINE BETRACHTUNG DES BETRACHTERS SEINER SELBST)

Das Ergebnis der anobischen Analyse stellt eine deutliche Divergenz zwischen dem johanneischen Angebot und den modernen Gestaltenen Gestalter fest.

Wieweit kann eine brauchbare anthropologische Konvergenz für die Gegenwart aufgebaut werden:

  1. inhaltlich verbindliches Selbstautoritätsangebot – Gesamterfassung der Universalien – ,
  2. aller Gestaltener Gestalter?

Die Ambivalenz des Seins

01.03.2020

Das Sein an sich ist inexistent.
Das Sein ist die Urkraft der Immanenz.
Das Sein formiert sich in den Seinsgestaltungen mit ihren eigenen Ausrichtungs- und Ansaugfähigkeiten.
Das Sein gibt es nur in den Seinsgestaltungen.
Die Seinsgestaltungen werden nur mit dem Sein ein Etwas – ein me on; sie gewinnen nur mit dem Sein ihre Bedeutung.
Das inexistente Sein und seine Formierungskraft bilden in all den kleinsten und grössten Seinsgestaltungen die Ambivalenz des Seins.
Die Ambivalenz hat damit ihre weiteste Ausdehnung erfahren.
Somit ist die Immanenz an ihren angestammten Aussenrand gestossen.

Zwei Hinweise:

  1. Text SEIN Oktober 2016
  2. Text DIE AMBIVALENZ DER ANOBISITÄT Juni 2017

(Text geschrieben 27. Mai 2017 in Miami Beach)

Kritik der Anobisität …

01.02.2020

1. … als Genitivus Subjektivus

– also eine relative Kritik. Dieser Vorgang bezieht sich ausschliesslich auf eine innere Kritik der entworfenen Anobisität.
Ihr Grundsatz wie ihre Methodensequenz und den auf dieser Basis formulierten Texte stellen sich der Kritik.
Der dreimalige hemeneutische Kreis ist eine innere kritische Arbeit, in der die Sachtexte aufgearbeitet, verändert und neu geschrieben werden können. Auch neue Texte sollen die Leistungsfähigkeit der Anobisität überprüfen.
Diese Sach- und Selbstkritik richten sich auf den Ist – Bestand sowohl der Anobisität an sich als auch an den vorgestellten Texten.

2. … als Genitivus Objektivus

– also eine absolute Kritik. Dieser Vorgang bezieht sich ausschliesslich auf eine von aussen geführte Kritik an dem Basissatz und seiner Methodensequenz.
Dieser kritische Vorgang kann nur
a) in und aus der Zukünftigkeit der Zukunft kommen und
b) dann anobischfrei vollzogen werden, wenn eine konstruktivere Weltformel gefunden ist. Das wäre eine Ablösung der Anobisität. Dieser Vorgang vermag, der Anobisität ihren Platz in der Philosophiegeschichte zuzuweisen.
Hier liegt also Fremdkritik vor.

3. Mit diesem Text deckt die Anobisität alle drei Kritikarten ab, ja fordert diese geradezu heraus.

Immanente Gottesentwürfe

01.11.2019

Vorbemerkung

Die kursiv gedruckten Angaben in Klammern beziehen sich auf
KS = Kairos – Skala; IE = Intentionalitätseinheit; ID = Immanente Dialektik.

Die Religionsgeschichte bietet einen Reichtum an immanenten Gottesentwürfen. Das heisst, dass die Gotteskonstruktionen aus den Bedingungen der Immanenz hergestellt worden sind.

Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass in diesem Text Gottesvorstellungen anobisch inklusive dreier Kriterien untersucht werden. Eine Gesamtschau, in der der jeweilige Gott das Zentrum bildet, bleibt ausgeschlossen.

Die folgenden Äusserungen über eine Gottesgestalt können sich beziehen auf

a) summarische oder grundsätzliche Bemerkungen bezüglich heiliger Texte einer Religion, deren Exegese, ihrer Theologien, ihrer Traditionen und ihrer Geschichte

b) aber auch auf detailliert einzelner und zusammenhängender Basis-textstellen und der punktuellen politischen, sozialen und psychologischen Wirkungsweisen.

Ich setze drei Kriterien ein: 1. Projektion, 2. Translation und 3. Identität. Diese Dreiteilung soll genügen, um immanente Gottesentwürfe darzustellen:

  1. Ist der Ausgangspunkt, dass Gottesentwürfe Projektionen sind, dann sind menschliche Verhaltensmöglichkeiten und Vorstellungen in die jeweilige Gottheit eingetragen worden. Eine Rücknahme der Projektion im Sinne der Selbstbeheimatung sollte möglich sein.
  2. Ist der entworfene Ausgangspunkt die Metaphysik bzw. die Transzendenz, dann hat die Gottheit die Menschen nach ihrer Weise geformt (Translation, s. Nachtrag 1).
  3. Liegen die Punkte 1. und 2. vor, spreche ich von einer Identität eines Gottesentwurfs gleich Anhänger.

Ich will zunächst auf vier immanente Gottesentwürfe summarisch hinweisen, auf einen fünften etwas detaillierter:

  1. In der griechischen Mythologie agieren die göttlichen Protagonisten wie die Menschen auf der Erde. Dieses war schon altgriechischen Philosophen aufgefallen (KS: 2; IE: 2, Spannungsbogen Null; ID: b). Einige von ihnen haben sich darüber schon vor ca. 2600 Jahren lustig gemacht (KS: 3, Tendenz zu 4; IE: 3 bis 4, Spannungsbogen 2; ID: b, geringe Tendenz zu c). Einige wurde auch angeklagt und hart bestraft oder sind selber in den Tod gegangen (KS: 2 bzw. 1 minus; IE: 2 bzw. 1 jeweils Spannungsbogen fast Null; ID: b bis a bzw. a minus).
  2. In der römischen Welt kann eine Apotheose des Kaisers beobachtet werden. Einer von ihnen soll sogar ausgerufen haben: „Hilfe, ich werde ein Gott“. Mehrere Kaiser wurden auch wieder entgöttlicht (damnatio memoriae).Götter einsetzen – Götter wieder absetzen – welche Strategie dem Gestaltenen Gestalter möglich ist!
  1. Eine etwas ähnliche Strategie kann auch aus südasiatischen Gottesvorstellungen herausgearbeitet werden.
  2. Im Neuen Testament wurde mit den alttestamentlichen Erfahrungen die Göttlichkeit Gottes in Jahwe zeitversetzt die in Jesus von Nazareth aufgebaut. Hier wurden selbst hinsichtlich der historischen Person Jesus von Nazareth die wichtigsten immanenten Bedingungen (z.B. Geburt, Verkündigungsleistungen, Sterben, Totsein) nur so weit aufgenommen, dass seine Göttlichkeit Gottes explizit transzendent erarbeitet werden konnte. Also: Die Göttlichkeit Gottes in Jesus wurde so transzendental wie möglich, Jesu irdisches Dasein so menschlich wie nötig entworfen. Auf dieser Basis (theol.: Inkarnation) konnte eine Identität Glaubensobjekt und –subjekt weitgehend ausgeschlossen werden. – Zusätzlich wurde das Transzendentale im Neuen Testament mit dem Kosmischen (Nachtrag 2) verbunden. Diese Kombination kann zwar der Gestaltene Gestalter projizieren, jedoch eine Rücknahme, um seine Existenz (Selbstbeheimatung) zu erweitern, wurde ausgesperrt.
    (KS: 6; IE: 6, Spannungsbogen Null; ID: c.)

    Der Gestaltene Gestalter kann diese Projektion verneinen, indem er sie schlicht ablehnt, oder sich aus diesem religiösen Kontext insgesamt herausnimmt, um sich z.B. einer säkularen Einstellung zuzuwenden.

    Hier fehlen sowohl eine Translation als auch folgerichtig eine Identität.

    Jedoch wird hier die Grenze der Projektion deutlich.

  1. Zu dem Gottesentwurf, den wir im Koran finden:Die Wortgottessammlungen im Koran gehen in die Zeit der christlich – theologischen Arbeit der ersten Jahrhunderte zurück. In ihnen wird ein Absolutheitsanspruch mit göttlicher Fülle einerseits in positiver Darstellung (z.B. Schöpfer, Barmherziger, Gnädiger) andererseits in negativer Weise (z.B. Rächer, Auftraggeber seiner Anhänger bezüglich der Todesdrohungen, mit der Vernichtung Andersgläubiger) erhoben und beansprucht. Hier wird ein Machtanspruch des vorgestellten Gottes auf seine Gläubigen übertragen (KS: 1 auch 5 = 6:2=3; IE: 1 bis 5, Spannungsbogen 5 = hoher Sprengbereich; ID: b mit Tendenzen zu a bzw. c).
    (Bezüglich einer präziseren Analyse siehe Text DER KORAN   – ANOBISCH GEFASST)


    In dieser Identiät koranischer Gottesentwurf gleich Gläubiger befindet sich der Gestaltene Gestalter im Operationsfeld Allah; in ihm zeigt sich eine zweideutige Humanität.

Nachtrag

  1. Den in verschiedenen Fächern benützte Terminus setze ich hier für die Religionskritik ein.
  2. Z.B. Sturmstillung, Seebegehung, begleitende Ereignisse vor und nach dem Sterbeakt Jesu (Finsternis, Vorhang im Tempel, Öffnung der Gräber, Erbeben).

Nun ist auch noch die Leiche weg – Das Nichts nichtet

01.08.2019

Beide Überschriften schliessen einander ein.

In den Vortexten wurde Heidegger zitiert „Das Nichts nichtet.“ Damit wird die Zukünftigkeit der Zukunft eröffnet; wenn sie nicht schon längst am Laufen ist. Als Kriterium des neutestamentlichen Kanons wurde die Göttlichkeit Gottes in Jesus genannt. Eine nur verbale Erweiterung wäre Jesus von Nazareth.

In den kanonischen Schriften wurde als Glaubensobjekt die Göttlichkeit Gottes in Jesus von Nazareth festgelegt. Traditioneller wurde wie folgt formuliert: Christus, der Jesus von Nazareth genannt wurde, oder der Logos wurde „Fleisch“, neuere verständlichere Übersetzung Gott wurde Mensch.

Paul Tillich wiederholte ständig in seiner Systematischen Theologie: Jesus, den man den Christus nennt. Aber er sagte auch, dass der Logos Fleisch geworden ist. Theologisch richtiger wäre gewesen, Christus, den man Jesus nennt.

Also, vorrangig war nach der verschwundenen Leiche Jesu von Nazareth und den nur notwendigen Angaben über dessen historische Person ein Glaubensobjekt aufzubauen, indem eben diese Montage Göttlichkeit Gottes mit Jesus von Nazareth erfolgte.

Sowohl alle neutestamentlichen Texte als auch die aktuellen Glaubens- und theologischen Aussagen sind auf diesen Nenner zu bringen. Das heisst einmal, dass die kanonischen Texte und die aus der Theologiegeschichte diesem Kriterium unterliegen. Zum anderen müssen auch die aktuellen Aussagen diesem Qualitätsmerkmal entsprechen.

Dieses zeit- und kulturübergreifende Merkmal bildet die gemeinsame Basis aller Gläubigen.

Deren Aussagen sind jedoch historisch-kritisch zu überprüfen; was sich hinsichtlich des Neuen Testaments seit mehr als 300 Jahren in steigender Intensität und Qualität vollzieht. Die Arbeitsmethoden haben sich von der Textkritik bis zur Redaktionsgeschichte, inklusive des kanonischen Gesamtrahmens, detailliert aufgefächert.

In dieser weltweiten Arbeit der Theologen des Neuen Testaments wurde die Göttlichkeit Gottes bezüglich Jesus von Nazareth von der verschwundenen Leiche aus

a) sowohl als neue Kultfigur historisch rückwärts bezüglich von seiner sozialen Herkunft, seiner Leistung, seines Scheiterns bis zu seiner genealogischen Abstammung (Adam – Gott);
b) im Aufbau als Glaubensobjekt vorwärts auf der Basis des Nichts nichtet;
c) als auch bezüglich eines kulturakzentuierten Orientierungstyp, der – als geborener Orientale -, zu einem hellenisierten, anschliessend europäisierten, durch die globale Missionstätigkeit afrikanisierten, auch asiatisierten avancierte.

Aber doch hoffentlich ist die Göttlichkeit Gottes, die sich in Jesus von Nazareth etabliert hat, durchgängig geblieben.

Damit kann die Identität beider Elemente in der Intentionalitäseinheit auf Stufe 6 festgestellt werden; der Spannungsbogen liegt eindeutig bei Null. In der Immanenten Dialektik bleibt sie auf der Stufe von c. Die höchste Stufe der Theologie bzw. der Religionsgeschichte ist mit der Inkarnation erreicht. Die christliche Theologie und die Religionsgeschichte sind bez. der Inkarnation zu einem Abschluss gekommen.

Die Göttlichkeit Gottes in Jesus von Nazareth als Glaubensobjekt verbleibt allerdings anobisch in der Immanenz und ist für den Glaubenden etwa eine Projektion. Ihm stehen die neutestamentlichen Aussagen seit deren Kanonisierung in einer Überfülle zur Verfügung, die im Laufe der Kirchengeschichte sowohl die Kirchen für ihren Führungsanspruch lehramtlich als auch jeder Gläubige individuell für seine Existenzführung nur mit einer gewichteten Auswahl und deren Aktualisierung aufgenommen worden sind.

Daran hat der Gestaltene Gestalter in seiner aufgenommenen Gestaltung seinen Anteil.

Was kann er in dem Dilemma zwischen seinem historischen Gestaltet-worden-Sein und der säkularen Anobisität tun?

* * *

Die folgenden acht ausgewählten Punkten sind zum Nachdenken, –arbeiten und -(er)leben über das Nichts, das nichtet, gedacht:

  1. Die Offenbarung der Göttlichkeit Gottes in Jesus von Nazareth gilt theologisch als abgeschlossen. Diese kann nur durch Aktualisierung wiederholt werden. Jedoch die Anobisität war vom Urknall bis dato und ist auch weiterhin für Neues offen.
  1. Die Göttlichkeit Gottes in Jesus von Nazareth ist religionswissenschaftlich und projektiv gesehen eine partikulare Auffassung. Die Anobisität ist durchgängig universal.
  1. Methodisch ist die Inkarnation eine Montage, während die Anobisität eine Wesenseinheit von Inhalt und Methode bildet.
  1. H.G. Gadamer hat darauf hingewiesen, dass der christliche Glaube wesentlich Zukunft sei. Die Anobisität rechnet mit der Zukünftigkeit der Zukunft.
  1. Im Operationsfeld Gottes zu sein, heißt denkender und handelnder Gläubiger; ein entsprechender Existenzvollzug. Das Operationsfeld der Anobisität umfasst alle und alles absolut.
  1. Die kosmische Absolutheit der Göttlichkeit Gottes wird mit Jesus von Nazareth kombiniert. Die Absolutheit der Anobisität beginnt schon vor dem Urknall und ist mit der Entwicklung des Kosmos von Natur aus in allen und in allem enthalten.
  1. In der Kombination Theologie und Religionsführung wird ein Absolutheitsanspruch gestellt. Die Notwendigkeit, einen derartigen Anspruch zu erheben, ist für die Anobisität überflüssig.
  1. Auch hinsichtlich der Spannung zwischen Absolutheit und Konkretion wird die mögliche projektive Göttlichkeit Gottes als absolut hingestellt und die Konkretion Jesus von Nazareth, soweit sie der Nützlichkeit der Göttlichkeit Gottes dient, benützt. Die eigentliche vollumfassende historische Person Jesus von Nazareth ist theologsich gefiltert. Dagegen ist die Anobisität in ihrer Absolutheit in allen Konkretionen anwesend. Denn ausserhalb der Konkretionen ist sie zwar inexistent, jedoch können die Konkretionen nur mit ihr existierend produktiv sein.

* * *

Jedem Gestaltenen Gestalter steht selbstverständlich die Freiheit zu, seine bisherige entsprechende Gestaltung weiter (z.B. mit existentialer Interpretation neutestamentlicher Aussagen) auszubauen.

Aber ihm gehört auch die Freiheit, sich von der Auswahl der aufgezeigten Differenzen zu lösen und sich eine säkularanobische Basis zu schaffen.

Knackpunkt „Personalunion“

01.07.2019

In dem Text BARMHERZIGKEIT wurde der Aspekt der Shen Te des Brechtsstücks DER GUTE MENSCH VON SEZUAN stärker betont. In dem folgenden Text soll die Personalunion Shen Te – Shui Ta betrachtet werden. Auch wenn B. Brecht – mit einem eher marxistischen Hinter-grund – den „Kackpunkt“ Personalunion beider antagonistischen Zentralfiguren ausgeblendet haben sollte, ist dieser jedoch faktisch vorhanden. – Brechtkenner haben bestimmt die Möglichkeit, diesen Knackpunkt entweder nachzuweisen oder auszuschliessen.

 

Die obige Überschrift kommt einer anobischen Interpretation direkt entgegen. Somit kann ein weiterer Aspekt des Bühnenstücks als interpretierende Antwort – wie von Brecht erwartet wurde – vorgestellt werden.

 

Aber welche Personalunion ist ein möglicher Knackpunkt?

  1. Der Einzelbesitzer aller Güter dieser Welt im Gegensatz zu der Masse, die abgestuft weniger besitzt. – In der letzten Konferenz in Davos wurde mitgeteilt, dass 8 Männer dieser Welt soviel besitzen wie die übrigen ca. 8 Milliarden der Weltbevölkerung.
  2. Firmen – kleine wie grosse, inländisch wie global operierende – stehen ihren Massenaktionären bzw. ihren Mitarbeitern gegenüber. Oder
  3. Der Volkskörper als anonyme Autorität in den Funktionen Subjekt wie Objekt der Verteiler der Lasten wie Empfänger der Gewinne.

 

Eine Lösung des Knackpunktes stelle ich in drei Punkten vor:

  1. Teamspirit – Teamwork – Teamintegrität
  2. Auf welcher Kairosstufe wäre a. zunächst der aktuelle Standort der Güterverteilung anzusetzen und b. auf welcher Stufe könnte eine beiderseits vertretbare Lösung vorgestellt werden?
  3. In der Intentionalitätseinheit würde der erreichte bzw. der noch ausstehende Ausgleich sichtbar werden.
  4. Die Immanente Dialektik birgt mit ihrer Stosskraft in Richtung stufe c.

 

So, sind wir nun über Brecht hinausgekommen?

Ideal – Realität – Stosskraft