Das Parfum – Teil 4

Das Parfum

Vierter Teil

Schlussbemerkung

Mein Interpretationsvorschlag zeichnet sich durch eine doppelte anobische Auslegung aus: Zunächst wurden die Textteile des Romans aufeinander bezogen und danach wurden diese mit neutestamentlichen und theologischen Aussagen verknüpft.

Inhaltlich und literarisch ist der Roman eine vollendete Ablaufgestalt.

Die Herausarbeitung der anobischen – und damit anthropologischen – Differenzen zwischen der literarischen Vorlage des Protagonisten des Romans DAS PARFUM und den Massstäben dient zur Feststellung des eigenen Identiätsstandortes der Leser und Mitarbeiter dieses Textes. Die anobischen Methoden geben den Rahmen vor, wo sich der eigene aktuelle Identitätsstandort befindet und welche Möglichkeiten des gegenwärtigen bzw. der zukünftigen Identitätsentwicklung vorhanden sind.

Die Romangestalt baut sich durch eine dreifache Distanz auf: J.-B.G. ist selbstkritisch, kennt das verfehlte Ziel der Identität und beurteilt sein parfumtechnisches Produkt mit Abstand (243). Jedoch wenigstens sein Duftergebnis gehabt zu haben und inklusive dieses auch wieder zu verlieren, ist seine restliche Existenzgrundlage (244); auch sie gibt er später völlig auf (316f).

Nachbemerkung

Es wäre eine Vergeudung, wenn eine individuell – anobische Wertschöpfung bezüglich des Themas Identität aus einem qualifizierten Roman beiseitegelassen würde.

Identität ist ein lebenslanger vielschichtiger Prozess; bedeutsam für die Anobisität.

In den 10 Universalien mit ihren Extremen können die gegenwärtigen einzelnen Identitätsstandorte zunächst an Hand der Kairos.- Skala ermittelt werden.

Ein Beispiel: In der Reihenfolge der Universalien liegen sie auf den Stufen 3, 4, 3, 5, 2, 4, 5, 2, 5, 6 = 39 : 10 = 3,9.

Der aktuelle Spannungsbogen der Intentionalitätseinheit reicht von Stufe 2 bis 6, also ein Spannungsfeld von 5 Stufen. Die Gesamtidentität ist sehr disparat.

Auf welcher Stufe der Immanenten Dialektik bewegen sich die einzelnen Identitätsstandorte? Für welchen aktuellen Identitätsstandort gibt es derzeit Stagnationen, prozessuale Möglichkeiten, tendenzielle Ansätze oder gar Aufbauten und zu welcher Stufe?

Postskriptum   

Patrick Süskind projiziert in seinem Roman DAS PARFUM den modernen westlichen Menschen in die historisierende Phantasiefigur J.-B.G. In einigen grundsätzlichen Facetten wird dieses skizzenhaft deutlich. Wie der Protagonist des Romans hat sich der westliche individualistische Mensch in den letzten Jahrzehnten bzw. -hunderten „was er ist, ist er durch bzw. aus sich selbst“ aufgebaut. Über seine Selbstdefinition „was er ist“ ist er erfolgreich aus eigener Kraft. Trotz Teamstruktur bleibt aber das Einzelkämpfertum in der Arbeitsgruppe additiv. Jedoch kann der Moderne auch in einer Ambivalenz leben. Er weiss selbst bei bleibender extremer Motivation bezüglich seines hohen, ja Höchstanspruchs an sich selbst um sein Scheitern. Seine Produkte können einen anderen Effekt zeitigen als in der Ausgangslage gedacht. Zieländerungen sind selbstkritisch stets latent wie manifest anwesend. Aber auch die Überwindung dessen, was ausserhalb seiner (göttlichen) Potenz liegt, möchte er weiter zielstrebig verfolgen. In einer derartigen Selbstüberschätzung verbleibt er ausserhalb eines Ausgleichs. Er arbeitet imperativisch, übersieht eine konstruktive Zukunft wie andere indikativische Möglichkeiten, die er in sich selbst besitzt.

This entry was posted on Freitag, April 1st, 2016 at 10:00 and is filed under Allgemeines. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can skip to the end and leave a response. Pinging is currently not allowed.

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