1. Benützte Literatur
Der Koran; Aus dem Arabischen übersetzt von Max Henning; Philipp Reclam jun. Stuttgart 1960
2. Voraussetzung
Das anobische Denk- und Interpretationsmodell ist universell und damit auch Zeit- und Kulturübergreifend.
3. Ausschluss
Allgemein Bekanntes über den Koran wie seine historische Entwicklung, die zunächst lockere und spätere feste Sammlung der einzelnen Suren und deren Endredaktion der Ordnung (ab Sure 2) von längster bis kürzester Sure wird vorausgesetzt.
4. Die Interpretationsmethoden
der vergleichenden Religionswissenschaft wie der historisch-kritischen Exegese (Text-, Literar- und Formkritik und Redaktionsgeschichte) bleiben aussen vor. Sie sind hinlänglich bekannt.
5. Massstab
bildet ausschliesslich das o.g. anobische Modell. Der Leser kann nur mit Kenntnissen der anobischen Basisinhalten und Methodensequenz diese Interpretation adäquat beurteilen.
6. Das Procedere
der Auswahl der Suren ist wie folgt geschehen: Nach Goethescher Manier wurden blind die Suren ausgesucht. Von den 114 Suren wurden 10% – also 11 Suren (lange, mittellange, kurze) – anobisch gefasst. Das Ergebnis dieser Untersuchung bezieht sich ausschliesslich nur auf die unter 07. genannten Suren.
7. Die betrachteten Suren: a. nach der koranischen Anordnung 5, 10, 14, 22, 33, 47, 50, 54, 67, 75 und 76 (8 in Mekka; 3 in Medina); b. die blind ausgewählten Suren der Reihe nach: 14, 50, 54, 5, 33, 22, 76, 10, 67, 75 und 47.
8. Vorläufige anobische Bestimmung der Suren
Ich habe die kufische Verszählung der Suren übernommen.
Sure 14: mit 52 Versen nach der Kairos-Skala
76 Punkte durch 31 Bestimmungen = 2,5 auf der Kairos-Skala; Spannungsbogen: 1 – 6;
1. Sure 50 mit 45 Versen: 98:25=3,92; Spannungsbogen: 2 – 6;
2. Sure 54 mit 55 Versen: 15:6=2,5; Spannungsbogen: 1 – 6;
3. Sure 5 mit 120 Versen: 101:33=3,1; Spannungsbogen: 1 – 6;
4. Sure 33 mit 73 Versen: 84,3:26=3,24; Spannungsbogen: 1 – 5;
5. Sure 22 mit78 Versen: 18:6=3; Spannungsbogen: 1 – 6;
6. Sure 76 mit 31 Versen: 4:1=4; Spannungsbogen: 2 – 5;
7. Sure 10 mit 109 Versen: 48:16=3; Spannungsbogen: 1 – 6;
8. Sure 67 mit 30 Versen: 22:6=3,7; Spannungsbogen: 1 – 6; S
9. Sure 75 mit 40 Versen: die gesamte Sure hat auf der Kairos-Skala den Punktwert 3; Spannungsbogen punktuell 3;
10. Sure 47 mit 38 Versen: 72,5:23=3,2; Spannungsbogen: 1 -6.
Zusammenfassung:
a. Kairos-Skala: 671:174=3,9;
b. Spannungsbogen 1 – 6=7x; 1 – 5=1x; 2 – 6=1x; 2 – 5=1x;
Spannungsbogen der Sure 75 konnte auf den Punkt 3 gebracht werden
9. Anobische Interpretation
a. Anobisität
Die Anobisität in ihrer Wesenseinheit von Inhalt und Methode ist ein immanentes Denk- und Arbeitsmodell, das in seiner Konsequenz alle Teile inner- und außerhalb des Sichtbaren zu erfassen vermag. Die Leistungsfähigkeit der Anobisität spannt sich von negativer Negation bis zur positiven Position. Die folgenden beiden Aspekte bergen in sich einerseits „cum = mit“ heißt eine gemeinsame Basis von Ich und Du und andererseits „cum = mit“ ein gegeneinander gerichtetes Konfliktpotenzial zwischen Ich und Du.
b. Universalien
Der Koran bzw. die anobisch erfassten Suren können in das 8. Universal Kulturgebundenheit eingeordnet werden. Der Koran bietet eine vierfache Stufenvermittlung der Suren an: Allah (nur in 3. Pers. Sing.) – Engel Gabriel – Adressat Mohamed (5;99a) – anonyme Endadressaten, die Gruppe der Gläubigen und der Islamverweigerer. Die erste und letzte Stufe sind als indirekte Ausgangs- und Endpunkte genannt, während die beiden mittleren direkt und namentlich erfassbar aufgeführt sind. Die Göttlichkeit Gottes in Allah wird streng monotheistisch und damit in hoher absoluter Qualität ausgedrückt. Die genannten Suren neigen dann auch konsequenterweise zu dem Extrem Dogmatismus, zu einer absoluten Richtigkeit. Dieses Extrem in seinen Anweisungen wird intensiv detailliert dargestellt, während der Gewinn für die gehorsamen Gläubigen eher formal und auch entsprechend wiederholt beschrieben wird.
c. Im Schluss der Universalien
werden vier Stufen vorgestellt, auf denen die ausgewählten Suren basieren: von negativer Negation über positiver Negation und negativer Position bis positiver Position. Das ist breiteste Bandbreite, die es überhaupt im gesamten Universum gibt.
d. Das Verhältnis Imperativ – Indikativ
Ich habe es unterlassen, die Anzahl der Imperative und der Indikative einander gegen überzustellen. Aber das Zwischenergebnis aus dem Punkt 09.b. kann hinsichtlich des Verhältnisses nur ein überwiegender Anteil der Imperative im Vergleich zu den geringeren Indikativen sein. Aber: Vor jeder Sure wird auf Allahs Erbarmen und seine Barmherzigkeit (Basmala) hingewiesen. Ausserdem wird seine Allwissenheit in den Suren wiederholt genannt. Jedoch werden diesen Indikativen oft Imperative verbindlich vorausgesetzt. Durch die hohe Anzahl der Imperative wird dieser Aussagestrang stärker gewichtet.
e. Kairos-Skala
Diese sechsstufige Skala erfasst von Stufe 1 bis 6 über die Stufen 2 bis 5 alle möglichen Verhaltens-, Einstellungs-, Denk- und Erlebensweisen des Gestaltenen Gestalters. Fast alle o.g. Suren belegen mit ihren Aussagen alle Stufen dieser Skala. Diese Art des Denkens, Erlebens, Verhaltens und der Einstellung wird von den geoffenbarten Aussagen des Engels Gabriels an Mohamed im Auftrag Allahs erfasst. Es gibt offenbar zwischen den vier Instanzen (s. Punkt 09.b.) eine gewünschte Identität. Der Gesamtpunktwert der untersuchten Suren ist auf der Kairos-Skala mit 3,9 errechnet worden (s. Punkt 08.). D.h.: Die Diskrepanzen zwischen den gehorsamen Moslems und den, die den Islam ablehnen, sind deutlich und stehen außerhalb der Zufriedenseins der beiden Gruppen. Diese Diskrepanzen werden gefühlsmäßig erahnt bzw. auf der Schwelle zum Bewusstsein erlebt. Jedoch eine starke Tendenz zu der Stufe 4 wird mit der 9 hinter dem Komma erkennbar, aber mit einer Blockade unterbunden.
f. Verhältnis von Quantität zu Qualität und Qualität zu Quantität
Die betrachteten Suren haben ein fast identisches Verhältnis in Qualität und Quantität. Sie bilden eine fast geschlossene anobische Identiät. Der Gesamtkairoswert von 3,9 zeigt eine noch ausstehende Zufriedenheit mit einer starken Tendenz zu dem Kairoswert 4, d.h. Methoden und Handlungsanweisungen, um eine Zufriedenheit zwischen Ich und Du (s. Punkt 09.a.) herzustellen, sind wünschenswert, jedoch fehlen sie basistisch.
g. Intentionalitätseinheit
Der Gesamtspannungsbogen zeigt eine gut ausgebildete Ambivalenz, die auch auf Allah zugeschnitten ist (Sure 5; 98). Im Operationsfeld Gottes agieren, heißt also einerseits Unterdrückung, Eliminierung (Verweigerung des Frieden für die, die den Islam ablehnen jedoch unter einer bestimmten Bedingung; Sure 47; 34 und 35; Höllenpfuhl) auszuüben und andererseits in Hoffnung auf die in Aussicht gestellte Paradiesbelohnung zu leben. Bewusstseinsaufbau, Denken und Handlungen unterliegen allen menschlichen Möglichkeiten.
h. In dem Bereich der Immanenten Dialektik verbleiben die Aussagen der Suren zunächst mehrheitlich auf der Stufe b.; es gibt eine Gegenüberstellung zweier Kontrahenten. Jedoch finden sich deutliche Aussagen zu Stufe a., a.minus wie c.plus . Stufe a. und a.minus ist für die, die den Islam ablehnen, vorgesehen, während auf der Stufe c.plus den gehorsamen Erfüllern der göttlichen Anweisungen eine Hoffnung aufgebaut wird. Die Verse der Suren haben offenbar nur die damals bekannten Gruppen im Blick.
10. Schlusswort
Die vorstehende Interpretation hat sich bemüht, die vielen anobischen Aspekte der besprochenen Suren darzustellen. Das anobische Modell besitzt also auch die Leistungsfähigkeit, ein Angebot mit extremen Diskrepanzen wie mit gut ausgebildeten Ambivalenzen erfassen zu können.
Nachwort
Das anobische Interpretationsmodell sieht eine Autor-Leser-Mitarbeit vor. Auf dieser Basis kann jeder die vorstehende Interpretation erweitern bzw. korrigieren.