Selbstbeschädigung (Automutilation) außerhalb der Symptomatik der Boderlinestruktur – ein exemplarischer Fall –

Teil 2

Im Gegensatz zu einer reifen Persönlichkeit, die bei Trauer trauern, bei Freude sich freuen bzw. Dankbarkeit zeigen kann, sucht die Psyche einer Persönlichkeit, bei der der Reifegrad eigentlich erreicht sein müsste, einen Ausweg. Wenn bei einer reifen Persönlichkeit die Trauerarbeit abgeschlossen und die Freude bzw. Dankbarkeit gezeigt werden konnte, tritt die Psyche in ihren Ausgleich zurück.

Die Psyche sucht bei einer verzögerten Persönlichkeitsreife spontan einen Ausweg. Die psychologische Gleichung ist einfach: Die Gefühlswelt strebt einen Ausgleich an, der bei belastenden Situationen lustbetont und bei freudigen Ereignissen schmerzbetont sein muss.

Aber warum geschah die Selbstbeschädigung bei positiven Erleben mit geringerer Häufigkeit und Zeitversetzung? Die vielen gegenseitigen Koppelungen negative Außenwelt – negative Sichtweise des Patienten konnten sich spontan äußern; darauf war er eher eingestellt. Die positiven Erlebnisse waren selten und für ihn überraschend.

Folgende Sequenz ergab sich: freudiges Erlebnis – Danke sagen unterbleibt, jedoch Pause mit introvertierter Freudeäußerung (niemand hörte ihm zu) – danach Selbstbeschädigung mit spontaner Schmerzempfindung.

Der psychotherapeutische Aufbau sah angemessenes Verhalten vor: Verteidigung, Dank sagen und Freude äußern können.

(Im Vergleich zur suchtmäßigen Alkoholeinnahme konnte Gleiches beobachtet werden. Auch hier konnte in den Explorationen der Alkoholkranke festgestellt werden, dass nach belastenden Situationen der Alkoholkonsum einen für den Patienten hohen Stand und damit eine gewisse Zufriedenheit erreicht wurde. Bei Alkoholkranken, die Freude nicht ertragen konnten, wurde Gleiches beobachtet: Ihre Alkoholmenge wurde allerdings etwas niedriger gehalten und eine gewisse Traurigkeit trat ein. In beiden Erlebnisformen wurde der psychische Ausgleich wieder hergestellt.)

Das anobische Geschehen bei dem besagten jungen Patienten wird hinsichtlich a. der Universalien Dasein-Mitsein und Leib-Geist-Psyche und b. der Kairos-Skala auf den Zwischenstufen 1,5 und 4,5 abgebildet. Der Spannungsbogen beträgt 4 Stufen. Da die Stufe 4,5 extrem kurzfristig erlebt wird, liegt das Schwergewicht auf 1,5 mit Ausschlag, dass antwortende Gefühle an sich, jedoch nur in gestörter Form möglich sind. Der Spannungsbogen sagt sowohl eine Ausrichtung als auch eine Blockade aus. Von der Stufe 1,5 bis zu Stufe 4,5 sind es rechnerisch 3 Stufen. Auch kann die Erlebnisstufe 1,5 mitberechnet werden, so dass dann der Spannungsbogen 4 Stufen umfasst. D.h. für den Patienten ist große Anstrengung nötig, eine adäquate Persönlichkeitsreife zu erreichen.

Die Intentionalitätseinheit deckt die Endpole ab:
1. negativer Inhalt in negativer Form – unbeachteter Nichtanerkannter,
negativer Inhalt in positiver Form – zurückgewiesener Zurückgezogener,
2. positiver Inhalt in negativer Form – sich selbstverletzender Unreifer,
positiver Inhalt in positiver Form – sich freuender Wohlfühlender.

Die Einheit drückt deutlich Ursache, Störung und Heilung aus.

In der Immanenten Dialektik vollzieht sich die Automutilation zwischen den Stufen a. und b. Die Beendigung der Blockade und Aufbau adäquater Verhalten- und Erlebensweisen gehen in Richtung Stufe c.

Antwortgarantie auf Ihr Votum, das Sie mir zusenden unter: hans-georg.fellecke@freenet.de

This entry was posted on Donnerstag, März 1st, 2012 at 00:00 and is filed under Allgemeines. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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