Kairos-Skala

Im Rückgriff auf den altgriechischen Begriff kairos (qualitative Zeit im Unterschied zu chronos als quantitative; auch in Großbuchstaben KAIROS als Gott deklariert; viele Stellen aus dem Neuen Testament, ohne diesen Begriff einzusetzen: Luk. 2, 1 ff; 7, 18 ff; Math. 11, 1 ff) können auch quantitative Vorgänge durch Zuordnung gleicher Zahlen einer Skala miteinander verglichen werden.

Die Intentionalitätseinheit wird auf dem Kontinuum KAIROS-SKALA abgebildet. Die Endpunkte dieser Einheit 1 und 6 bringen eine Spannung im Verhalten, Erleben und Gestaltung. Zwischen diesen extremen Polen liegen die Stufen 2 bis 5, auf denen weitgehend die aktuellen Gegebenheiten und der Veränderungen (dem Werden-Können bzw. dem Pendeln von Stufe von Stufe) erfasst werden.

(Vorbemerkung: Die einzelnen Kairosstufen erhalten altgriechische Bezeichnungen. Es sind Derivate des Begriffes Kairos, die im Neuen Testament aufzufinden sind. Nur für die Stufe 3 wird der Begriff „unbefriedigter Moment“ (ERNST BLOCH, EXPERIMENTUM MUNDI, S. 101), frei von dessen Wortbedeutung ins Altgriechische übersetzt.)

Die erste Kairosstufe wird akairos = rücksichtslos, auch gefährlich, bis zur Destruktion bzw. Eliminierung reichend heißen und erhält den Punktwert 1. In dieser Stufe werden die Diskrepanzen eines Universals erfasst: Über-/Unterordnung bis zur Eliminierung des Unter, eine sehr positive und darstellende Selbsteinschätzung (Selbstüberschätzung), ebenso eine stark zurückhaltende und sehr überkritische Selbsteinschätzung bis zum Minderwertigkeitsgefühl bzw. -komplex. Die Vermeidung der Übereinstimmung innerhalb der Intentionalitätseinheit kann hier extrem deutlich werden.

Die zweite Kairosstufe wird als proskairos = vergänglich, augenblicklich, in dieser aktuellen Qualität bleibend bezeichnet und erhält den Punktwert 2. Die in der Stufe 1 beschriebenen Diskrepanzen sind hier derzeit festgeschrieben. Die Wahrnehmung eines Anlasses für die Möglichkeit einer Veränderung fehlt oder wird übersehen. Die eigene Haltung wird als richtig bestätigt. Die Stoßkraft der Anobisität bleibt in sich blockiert.

Die dritte Kairosstufe wird uch hikanos kairos = „unbefriedigter Moment“ bei Bloch, positiv umformuliert: noch außerhalb des Zufriedenseins genannt und wird mit dem Punktwert 3 belegt. Die Diskrepanzen werden gefühlsmäßig erahnt, bzw. auf der Schwelle zum Bewusstsein erlebt. Sowohl ein Leidensdruck wird spürbar, als auch ein Wollen wird bewusster, die Blockade zu durchbrechen. Jedoch eine Methode, eine Form, ein Angebot von außen fehlen oder verharren außerhalb ihrer Wirksamkeit. Neuanfang und/oder Existenzplan können erträumt werden, deren Praxen bleiben außen vor. Man befindet sich in einem latenten Offensein zu einem Pro, die Manifestierung fehlt.

Die vierte Kairosstufe trägt die altgriechische Bezeichnung kairon gnothi = die Zeit, die kritische Lage zu erkennen und danach zu handeln versuchen und wird mit dem Punktwert 4. ausgestattet. Im Erkennen der Disqualität wird das Wollen imperativisch versucht, schlägt fehl, wird punktuell oder fehlerhaft vollzogen. Das Universal wird in seinem vollen Indikativ und in seinen Konsequenzen nur fragmentarisch erkannt. Aber es setzt eine dauerhafte Suche nach einem Durchbruch ein, aus dem Dilemma herauszufinden.

Die fünfte Kairosstufe heißt kairon katorthoseos = das sich ergebende Angebot wird wagend wahrgenommen und genützt und bekommt den Punktwert 5. Der Zeitpunkt, dem Universal adäquater gerecht zu werden, ist eingetreten. Die Möglichkeiten des Indikativs können vollzogen werden. Forderungen und Angebote von außen können unterbleiben. Methode und Form können selbstständig erbracht werden. Die Stabilität der Verhaltens-, Erlebens- und Gestaltungsweisen befindet sich vor dem Noch-Zuerreichenden, um zu einem Abschluss der Problembewältigung herstellen zu können. Die Verhaltens-, Erlebens- und Gestaltungsweisen können jedoch weitgehend genunin sich zur nächsten Stufe entwickeln. Deren Störungen also können selbstständig behoben werden.

Die sechste Kairosstufe heißt eukairos = der geeignete und günstige Zeitpunkt , die eigentliche Zeit und wird mit dem Punktwert 6 belegt. Die eigentliche Qualität ist erreicht, die Vermeidung von Übereinstimmungen gehört der Vergangenheit an; ihre Ursachen sind ausgeräumt und damit ist eine Stabilität eingetreten. Dieses kann an dem Merkmal der Spontanität erkannt werden. Stabilität und Spontanität können nur durch massive Einbrüche ge- bzw. zerstört werden. Dann tritt eine Rückwärtsbewegung oder ein Pendel zwischen den Kairosstufen ein. Eine absolute Stabilität bzw. Weiterentwicklung würde den gegenwärtigen evolutionär-kulturell-zivilisatorische Stand überschreiten.

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This entry was posted on Dienstag, September 1st, 2009 at 01:05 and is filed under Allgemeines. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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