Das dynamische Projekt des Textes Markusevangelium 16, 6 b bis e – Teil 1

Vorbemerkungen

Der genannte Text durchbricht alle bisher angedachten Auferstehungsansätze alttestamentlicher und hellenistischer Vorschläge. Dieser Text jedoch ist ein anthropologischer Quantensprung. Wieweit kann der oder die Verfasser theologisch genial bezeichnet werden?

Theologische Voraussetzungen

Dem jenseitigen Jahwe fehlten in seiner Allmacht und in seiner eigentlichen Aufgabe, für Israel geschichtsmächtig zu handeln, die Werdung des Gestaltenen Gestalters und dessen AUS-WEG-AUS. Seine Allmacht musste sowohl auf die Werdung des Gestaltenen Gestalters als auch auf dessen Tot-seins ausgeweitet werden. Folgerichtig musste das Tot-sein radikal eliminiert werden. Denn diese drei absoluten Bedingungen der dato-Welt waren die Selbstblockaden Gottes. Um diese Selbstblockaden aufzulösen und auch den Gestaltenen Gestalter miteinzuschliessen, musste konsequenterweise die dato-Welt einschliesslich der Restbestände des AUS-WEG-AUS zu Gunsten der post-Welt geöffnet werden. Ausserdem musste die Göttlichkeit Gottes absolut nachweisfrei erhalten bleiben.

Textbestand Markus 16, 5 und 6

In dem zu interpretierenden Text dockt die göttliche post-Welt an die dato-Welt direkt und zielsicher an die Frauen an. Der Gegensatz während dieser Berührung ist extrem gross: der göttliche Abgesandte mit einer Mitteilung, die die letzte Bastion der dato-Welt aufhebt und den Zugang zur post-Welt öffnet, mit einer weiblichen Besuchergruppe, die genuin aus Kompetenzgründen zur Weitervermittlung ausgeschlossen ist; was ja auch in V. 8 wenn auch mit einer anderen Begründung unterstrichen wird. Der überraschende Einbruch der post-Welt wird offenbaungsgemäss mit einer negativen Reaktion der Frauengruppe quittiert. Die Entschärfung der Rückwirkung mit der Info über die letzte Enthüllung bezüglich der Zukunft des Gestaltenen Gestalters misslingt; was sich auch bis auf dem Weg vom Offenbarungsort (!) durchhält. Die Begründung des angelus interpres ist ein radikal Absolutes: Selbst die üblichen Restbestände eines Verstorbenen sind der dato-Welt genommen. Aus dem AUS-WEG-AUS wird ein AUS-WEG-AUS-WEG.

Die göttlich entleerte Grablege

ist in der mythologischen Literatur frei von einem Pendant. Religionsgeschichtlich befindet sich die Auferstehung Jesu in einer singulären Exklusivität. Dazu gehört auch eine adäquate Denkweise. Paulus hat die im 1. Korintherbrief 15 angeboten (siehe unten). Das Markusevangelium bzw. die Verfasser unseres untersuchten Textes bieten die Lösung der göttlich entleerten Grablege an. Dieser Text ist also in der Mythologie originell. Er ist formal wie inhaltlich ein sogenannter Offenbarungstext. Offenbarungstexte bieten anthropologische Zukunftsprojekte. Der Text hat ein anobisches Rahmenverhältnis: Anrede des Engels und Reaktion der Frauengruppe – auch noch nach Beendigung der Ansprache. Anobischer Inhalt: Auferstehungs-Info und Auftrag an die Jünger (V. 7b entfällt in meiner Interpretation). Das Grab ist der Lebensort im Rahmen der Zukünftigkeit der Zukunft.

Antwortgarantie auf Ihr Votum, das Sie mir zusenden unter: hans-georg.fellecke@freenet.de

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