Inhalt und Methode – Teil 1

In dem Text GEDANKEN ZU EINER MÖGLICHEN „ZWEITEN KEHRE“ HEIDEGGERS (6. Abschnitt) heisst es: „Die Anobisität selbst ist anobisch (sic!).“

Was heisst das? Die Anobisität als substantieller Inhalt ist auch gleich Methode, die sich sowohl in der Kairos – Skala, der Intentionalitätseinheit als auch in der Immanenten Dialektik ausdifferenziert. Die Texte der Textsequenz I bieten direkt wie indirekt den substantiellen anobischen Inhalt mit seinem eigenen Methodenapparat dar.
Wieweit kann damit die Arbeit am Sein erhellt werden? Gilt die Wesenseinheit Inhalt gleich Methode bzw. Methode gleich Inhalt schon als Ausweis, auf dem Wege zur Verifizierung des Seins zu sein? Augenscheinlich und nachweislich wie unsere Welt und der Kosmos strukturiert sind, könnte davon ausgegangen werden. Allerdings fehlt das entsprechende verifizierte kosmologische Objekt aus der Zeit vor dem Urknall bzw. die übrig gebliebene Materie aus dem „Kampf“ Materie versus Antimaterie.

Den Terminus Wesenseinheit entnehme ich den christologischen bzw. den trinitarischen Diskussionen und Konzilsbeschlüssen der ersten Jahrhunderte. Die drei Personen der Trinität Vater, Sohn und Heiliger Geist bilden eine Wesenseinheit in verschiedenen Funktionen. Tillich drückte die Wesenseinheit als „von gleicher Macht des Seins“ aus. Ich übernehme seine Entsprechung und setze sie mit Vorsicht für die anobische Thematik ein.
Die einzelnen anobischen Objekte und Vorgänge besitzen in ihren Potenzialen gegenseitig latente Ausrichtungs- und Ansaugfähigkeiten, die sich in ihren gemeinsamen Ergebnissen manifestieren. Das heisst, ein Hin- und Herschliessen von und auf Potenzialen und deren Ausführungen ist treffsicher möglich. Damit ist die Wesenseinheit absolut geschlossen. Diese Macht des Seins vollzieht sich in der Allgegenwärtigkeit der Anobisität. Diese Allgegenwärtigkeit umfasst alle kleinen und grossen Elemente und Vorgänge inner- und ausserhalb des Sichtbaren. Somit bildet die Anobisität den Anfangs- und Endpunkt.
Die Vorsicht der terminologischen Übernahme von Tillich deutet auf die ausstehend abschliessende Verifikation der Anobisität als das Sein hin.

NIKOLAUS VON KUES operierte mit dem Begriffspaar „complicatio – explicatio“. Er nahm seiner religiösen und philosophischen Überzeugung gemäss an, Gott in seinem planvollen Schöpfungshandeln bezüglich der mathematischen Prinzipien erkennen zu können. In Gott selbst ist das, was in der Schöpfung ausgestaltet ist, zusammengeballt vorhanden. Formal bildet der Gedanke des Cusanus eine weitere gute Grundlage für die Erkenntnis der Anobisität als Inhalt und Methode.
Nikolaus Cusanus methodischer Ansatz der mathematischen Prinzipien entsprang der altgriechischen Harmonielehre des Kosmos. Dagegen stellt sich unsere Welt heute extrem disparat dar, was die Anobisität mit ihren genannten Methodenaspekten Rechnung tragen will. Diese Disparität steht im Gegensatz zu der coincidentia oppositorum, in der die Gegensätze aufgehoben sind.
Die Anobisität befindet sich in der Lage, auch Gegensätze vom Seinsgrund an zu erfassen. Besonders deutlich können auf der Kairos – Stufe 1 die Gegensätze festgestellt werden. Ausserdem setzt der Cusanus eine theistische Konstruktion voraus. Das Angebot der Anobisität jedoch ist rein säkularer Natur, allerdings noch in der Erwartung der Verifizierung.

This entry was posted on Mittwoch, Juli 1st, 2015 at 00:15 and is filed under Allgemeines. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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