Inhalt und Methode – Teil 2

Auch eine Stufenform vom Niederen zum Höheren wie bei SCHELLING bleibt ausgeschlossen. Die Anobisität an sich findet sich auf allen Kairos-Stufen in gleicher Weise wieder.

Für ein erweitertes Spektrum der evolutionären Erkenntnistheorie schlage ich den Einsatz der säkularen Mystik vor. Diese Transemperie verbleibt innerhalb der Immanenz. Die Natur- und evolutionären Sozialwissenschaften entgehen durch diese Methode der traditionellen Metaphysik. Die säkulare Mystik erkennt einerseits richtungsweisende Fragen, die empirisch verfolgt werden können, andererseits vermag sie, Standpunkte zu formulieren, die die empirischen Wissenschaften verifizieren bzw. falsifizieren können. Die Anobisität ist ein Produkt der säkularen Mystik; sie hat die Gegenseitigkeit der Ausgerichtetheit und Ansaugfähigkeit der Objekte klar erkannt. In der Evolution wurde zunächst von Anpassung geredet, was eine Vereinseitigung des evolutionären Gedanken war. Während heute z.B. in der Botanik eher der anobische Gedanke zum Tragen kommt. Bezüglich der weltweiten Ausbreitung der Flora auf dem Festland konnte eine cyanobakterielle Bodenschicht auf den Urkontinenten das entsprechende anobische Angebot bereithalten.

Ich möchte auf einige Mystiker vom Mittelalter bis zum Anfang der Neuzeit hinweisen, um deren Vorarbeit zur säkularen Mystik zu kennzeichnen. In den Entwürfen folgender Mystiker sehe ich eine gerade Entwicklung bis zur säkularen Mystik.

Bei MEISTER ECKEHART gehe ich von einer gewissen Trennung Gott – Kreatur aus, obwohl in beiden das Sein vorhanden ist. In dem Geschöpf ist Gott unmittelbar gegenwärtig. Allerdings bleibt das Aufgehen in Gott aus; der Mensch befindet sich in einer Abhängigkeit. Die gemeinsame Basis bildet die Menschenseele. (In dieser „Minibesprechung“ habe ich den Unterschied Gottheit und Gott bei Meister Eckehart der Einfachheit halber beiseitegelassen.)
Meister Eckehart postuliert zwei Pole, ein Oben und ein Unten, die jedoch eine Einheit bilden. Inhalt und Methode rangieren auf der Kairos-Skala der Stufe 2. Hinsichtlich unseres Generalthemas Inhalt und Methode zeigt die Intentionalitätseinheit jedoch einen gewissen Spannungsbogen, der in der deutlichen Unterscheidung von Gott und Geschöpf sichtbar wird.
In der Anobisität leben alle und alles von und in einem und demselben Prinzip; es ist die Bestandsbasis aller Teile inner- und ausserhalb des Sichtbaren. Trotz der sechs Kairos-Stufen steht der Spannungsbogen der Intentionalitätseinheit von Inhalt und Methode auf null.

GIORDANO BRUNO geht einen Schritt weiter. Er sieht in Allem beseelte Kräfte. Gott ist in der Welt und in ihren Teilen. Dieses einzige Prinzip beherrscht und bewegt den gesamten Kosmos. Diesen hat Giordano Bruno weiter als Kopernikus ihn gefasst transempirisch gesehen. Diese Transemperie wurde später astrophysikalisch bestätigt. Bei ihm bilden Gott und Welt eine pantheistische Einheit, die dann SPINOZA in sein philosophisches System aufnehmen konnte. Ausserdem sieht Bruno von Cusanus ausgehend Gott als den Inbegriff der Gegensätze, den Jakob Böhme in der Besprechung der Theodizee weiterverarbeitet hat. Bruno hat Gott und Welt zusammengedacht, jedoch wird der Terminus Gott noch benötigt. Nur in Gott heben sich die Gegensätze auf. Offenbar bleibt der Mensch davon ausgeschlossen. Giordano Brunos Vorschlag befindet sich hinsichtlich der Kairos-Skala auf den Stufen 3 bis 4. Bei Bruno verringert sich im Vergleich zu Meister Eckehart für unser Thema Inhalt und Methode der Spannungsbogen auf der Intentionalitätseinheit deutlich.

This entry was posted on Mittwoch, Juli 1st, 2015 at 00:10 and is filed under Allgemeines. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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